Von Russlands TakTik leRnen

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Will man einen ökonomischen Konflikt gewinnen, braucht man einen Rechenstift als Waffe. Will man ihn verlieren, lässt man Emotionen arbeiten: Etwa mit dem Hass auf den oder der Angst vor dem Gegner. Gerade in diesen Tagen regiert Emotion im Ukraine-Konflikt ungebremst: In Kiew brandschatzen Demonstranten - ungestört von der Polizei - die russische Botschaft; der ukrainische Außenminister schimpft Russlands Präsidenten Putin ein "Arschloch"; und in der EU warnen Größen wie Helmut Schmidt vor einem Weltkrieg, so als handle es sich bei Putin um einen Irren nordkoreanischen Modells, der gerne mit roten Knöpfchen spielt, wenn man ihm nicht devot den Hals krault.

Russlands Strategen hingegen rechnen emotionslos und gewinnen. Wenn sie etwa das Gasabkommen mit der Ukraine absagen, dann tun sie das nicht, weil die Ukrainer gerade aufmüpfig sind oder weil das die prorussischen Söldner-Kaiser in Lugansk oder Donetsk erfreut. Nein, sie wissen, dass der fortgesetzte Gas-Streit mit der Ukraine in jenen zwölf EU-Staaten (z.B. Österreich) von Vorteil ist, die mit Russlands South-Stream-Pipeline liebäugeln. South-Stream wäre von der Ukraine unabhängig. Was auf den ersten Blick verführerisch klingt, erweist sich bei näherem Hinsehen aber als schwerer Fehler.

Warum? Derzeit würde Russland Milliardeneinnahmen aus der EU verlieren, wenn es den Gashahn zur Ukraine zudreht. Mit South-Stream nicht mehr. Die Ukraine wäre vollständig von Moskaus Willen abhängig. Und genau das würde auf Dauer blockieren, dass das Land für die EU zu einem rechtssicheren und profitablen Handelspartner wird. Diese Rechtsstaatlichkeit wäre hochprofitabel für alle Beteiligten und tödlich für die Korruptokratie der Ukraine. Nebenbei bemerkt lebt die EU von solchen neuen Märkten. Vor allem Exportnationen wie Österreich. Damit sie das auch weiter tun, müssen sie von Russland lernen. Vor allem emotionsloses Kalkül.

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