VP: EU-Kritik als Wahlkampfschlager

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Im persönlichen Umgang ist Ernst Strasser nicht nur ein Mensch des offenen Wortes, sondern auch der Tat. Noch heute erinnert man sich im Innenministerium des einen oder anderen Zwischenfalls, als Beamte in die Flugbahn eines vom Minister geworfenen Laptops gerieten. So ist auch Ernst Strassers Politik: Impulsiv, hemdsärmelig - Eigenschaften, die im Land seiner politischen Formung, Niederösterreich, hoch geschätzt werden.

Manchmal richten sich diese Eigenschaften aber auch gegen das in der Volkspartei so gern gezüchtete Beharrungsvermögen, das Aussitzen und Durchhalten. 2004 verabschiedete sich Strasser über Nacht aus dem Amt des Innenministers, düpierte damit Wolfgang Schüssel und den Rest der Regierung mit der Begründung "mangelnder politischer Perspektive". Die Polizeireform sei abgeschlossen, die Rücktrittsforderungen des Koalitionspartners FPÖ seien ihm "schwer auf die Nerven gegangen", er habe noch ein paar Jahre, in denen er arbeiten könne und wolle deshalb mit der Politik abschließen. Doch stets wusste Strasser, wo seine Heimat war: Auch beim Rücktritt war Landeshauptmann Erwin Pröll früher als der Bundeskanzler von des Ministers Abgang informiert.

Diese Nähe war es wohl auch, die Strasser nun die Nominierung als EU-Spitzenkandidat verschaffte und Delegationsleiter Othmar Karas vom sicher geglaubten Listenrang fegte. Dabei soll Strasser nicht einmal die erste Wahl gewesen sein, und er selbst hatte wohl nicht mit seiner politischen Auferstehung gerechnet: Noch Anfang März hatte der Multiunternehmer das Wiener Büro der PR-Agentur Hofherr als Teilhaber eröffnet. Dieses wird nun die persönliche Betreuung (Pressesprecher, Terminkoordination) für den - nach Eigenbeschreibung - "Investor" Strasser übernehmen. Ob es dabei zu Geldflüssen der ÖVP an die Agentur kommen könnte? "Ich glaube nicht", sagt Strasser. Während sich die Parteispitze über den gelungenen Coup freut, sehen Teile der Partei die Nominierung Strassers als mögliche Abkehr von der Linie "die ÖVP ist die einzige Pro-Europapartei".

Signal an die "Krone"

Wie zur Bestätigung übt sich der neue Spitzenkandidat in EU-Kritik. Auffällig auch: Weder Strasser noch VP-Klubobmann Kopf ist das Statement zu entlocken, die ÖVP sei gegen eine nationale Volksabstimmung. Die so umworbene Kronen Zeitung freute sich jedenfalls über Strassers Rückkehr - und zeigte ihm mit der Schlagzeile auch gleich den einzuschlagenden Weg: "Pensions-Skandal im EU-Parlament!"

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