Wahlwerben im kleinen Kreis

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Jörg Haiders BZÖ kämpft im Süden Wiens mit wenig Erfolg gegen eine erstarkte FPÖ und eine traditionell noch stärkere SPÖ an.

Viel hat das BZÖ in Wien-Meidling Ende August beim Straßenfest auf der Meidlinger Hauptstraße nicht zu bieten. Wahlkampfbroschüren fehlen, Poster mit Spitzenkandidat Jörg Haider sind in der Druckerei und abgesehen von Feuerzeugen gibt es keine Wahlgeschenke. Immerhin: Klubobmann Peter Westenthaler schaut bei den Vertretern der Bezirksgruppe vorbei, um ihnen an diesem Nachmittag wahlkampftechnisch unter die Arme zu greifen.

Viel Konkurrenz

Das BZÖ hat Konkurrenz an diesem Freitag. Scientology bietet einen kostenlosen Stress-Test an, ein fliegender Händler führt kleine Wunder mit Ochsengallseife an verschmutzten Autositzen vor und eine Straßenhändlerin versucht mit einer Extraportion Engagement, Handtaschen in Lederoptik um zehn Euro pro Stück an die Frau zu bringen.

Konkurrenz macht dem BZÖ vor allem die Freiheitliche Partei. Bei der letzten Nationalratswahl 2006 bekamen die Blauen in Wien-Meidling rund 16 Prozent der Stimmen und damit fast so viele wie die ÖVP. Das BZÖ musste sich mit 1,8 Prozent geschlagen geben und landete knapp vor den Kommunisten. Glaubt man aktuellen Meinungsumfragen, wird Heinz-Christian Strache und seine Partei auch diesmal wieder besser als das BZÖ in Meidling abschneiden.

Meidling ist ein klassischer Arbeiterbezirk. Der Ausländeranteil entspricht mit 20 Prozent an der Wohnbevölkerung dem Wiener Durchschnitt, es gibt 112 Gemeindebauten mit rund 14.500 Wohnungen, das Jahresnettoeinkommen 2005 war in Meidling im Schnitt um acht Prozent niedriger als der Wiener Mittelwert, nachzulesen im Statistischen Jahrbuch der Stadt Wien. Bei jeder der letzten vier Nationalratswahlen kam die SPÖ auf über 40 Prozent.

„Ich merke einen Aufschwung, es gibt immer mehr positive Rückmeldungen“, erklärt der Wiener Bündnisobmann Michael Tscharnutter trotzdem. Davon ist beim Wahlkampf in Meidling jedoch wenig zu spüren, obwohl Tscharnutter seine halbe Familie zum Wahlkämpfen im Schlepptau hat. Sein Schwiegervater, mit einer blauen Latzhose bekleidet, spielt Oldies und alte Schlager auf einer Drehorgel, Tscharnutters Ehefrau Heidrun kümmert sich abwechselnd um ihr kleines Baby und potentielle BZÖ-Wähler.

Doch die Leute interessieren sich mehr für BZÖ-Feuerzeuge und nicht für die Anti-Teuerungs-Broschüren. Die Kinder stürmen den BZÖ-Stand, um Mini-Packungen Gummibärli einzuheimsen, ihre Eltern halten Distanz zu den orangen Wahlkämpfern.

Wenig Begeisterung

Selbst Peter Westenthaler stößt auf wenig Begeisterung an diesem Nachmittag. Viele Menschen auf der Straße erkennen ihn, das Interesse an seiner Person hält sich in Grenzen. Zwar spricht Westenthaler viel, aber hauptsächlich mit den eigenen Leuten. Er wird einige Autogrammkarten los, aber Hauptabnehmer sind die ehrenamtlichen BZÖ-Mitarbeiter. Vielleicht ist darin die Ursache für seinen halbherzigen Wahlkampf auf der Meidlinger Hauptstraße zu suchen. Zwei, vielleicht drei Gespräche mit Straßenfest-Händlern, ein kurzer Small-Talk mit fünf Pensionistinnen, die es auf Feuerzeuge abgesehen haben, aber das war’s auch schon.

Eine gute Stunde später verabschiedet sich Westenthaler wieder von den orangen Wahlkämpfern aus Meidling und macht sich auf den Weg zu seiner noblen Limousine. „Ich fahr jetzt auf’s Bezirksamt und sammle noch ein paar Unterstützungserklärungen für’s Anti-Teuerungs-Volksbegehren“, ruft Westenthaler, und weg ist er.

„Egal, welche Partei: Bussi, Bussi vor der Wahl. Aber nach der Wahl sind wir vergessen!“, erzürnt sich derweil lautstark eine rüstige Pensionistin ein paar Meter weiter.

Tiefroter Arbeiterbezirk

Vierzehn Tage später, in einem anderen Bezirk Wiens, zeigt sich ein ähnliches Bild. Der BZÖ-Stand in Wien-Simmering steht verloren bei einem Nebenausgang der Linie U3. Der Enkplatz Ecke Simmeringer Hauptstraße, wo eine junge Frau im orangen Polo-Shirt Handzettel für das Bündnis Zukunft Österreich verteilt, eignet sich nicht für Wahlkampf. Es ist Mittagszeit, die Menschen sitzen in Gasthäusern bei einem Mittagsmenü oder bleiben in ihren Büros. Nur wenige Passanten sind zu diesem Zeitpunkt am Enkplatz unterwegs. Es sind in erster Linie Frauen mit Kopftuch, die im nahe gelegenen türkischen Supermarkt einkaufen waren.

Simmering ist wie Meidling ein Arbeiterbezirk im Süden der Bundeshauptstadt. Bei der Nationalratswahl 2006 erreichte die SPÖ in diesem Bezirk mit 52 Prozent bundesweit ihr bestes Ergebnis, die Freiheitliche Partei erhielt rund ein Fünftel der abgegebenen Stimmen.

Nur hin und wieder bleibt jemand stehen, um sich informieren zu lassen, auch wenn sich die Anzahl der orangen Wahlhelfer mittlerweile auf insgesamt fünf Personen verfünffacht hat. Es fällt sichtlich schwer, Wähler von der Politik Jörg Haiders zu überzeugen, und zeitweise entsteht der Eindruck, dass mehr Wahlkämpfer als Fußgänger auf diesem Abschnitt der Simmeringer Hauptstraße unterwegs sind. Vermutlich wurde der Wahlkampfstand deshalb eine halbe Stunde früher abgebaut, als im Terminkalender auf der Homepage angegeben.

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