Was wirklich wichtig wäre

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Was wird wichtig sein in diesem Jahr? Für Europa: dass der Euro nach Superstart Fuß fasst; dass die Verhandlungen über eine Erweiterung der EU zügig weitergehen; dass der Konvent zur Erarbeitung einer europäischen Verfassung gut vorankommt. Für die Welt: dass der Kampf gegen den Terror Ergebnisse bringt; dass in Israel/Palästina endlich Vernunft einkehrt; dass sich Afrika aus seiner tödlichen Lethargie erholt und Lateinamerika einen sinnvollen Wirtschaftskurs findet. Und vieles mehr.

Wer nur österreichische Medien zur Hand hat, sieht sich freilich mit einer völlig anderen Rangordnung konfrontiert. Eine Partei, die noch immer zwischen Mitregieren und Demagogie zerrissen wird, treibt mit Unterstützung der meistgelesenen Zeitung das Volk in ein sinnloses, weil nicht umsetzbares Volksbegehren und vergiftet das Verhältnis zu einem slawischen Nachbarland. Ein anderes verstört ein frustrierter Karawankenhäuptling, der es nicht verwinden kann, dass er nie mehr Bundeskanzler werden wird. Aus Bestemm muss auch noch ein Verfassungsrichter, der als personifizierter Inbegriff beruflicher und persönlicher Redlichkeit gelten kann, verteufelt werden.

Die meisten Medien apportieren diese Giftkörner mit lautem Wehgeschrei, was den Unbelehrbaren wenigstens als Teiltriumph beglückt. Sie sind weiterhin bereit, politische Probleme ausschließlich unter dem Gesichtspunkt der Personalisierbarkeit zu thematisieren. Das zeigt sich deutlich auch bei der Bewertung der Neuordnung im ORF mit allen ihren Schwächen, Tücken, aber auch unübersehbaren Fortschritten: Was zählt, sind immer nur die Namen.

Wir lesen täglich vom Kaschmir-Konflikt, erfahren aber nie, worüber sich Indien und Pakistan streiten, weil angebliche Nachrichtenmagazine ja mit Wer-mit-wem-News und Modewerbung befrachtet werden müssen. Wer erwartet da auch noch Platz für eine Meldung, dass Persönlichkeiten des katholischen Nordamerika gegen die Unverhältnismäßigkeit der Afghanistan-Bombardements Front zu machen beginnen? Gottlob aber gibt es diese anderen Fronten jenseits österreichischer Staubaufwirbelungen.

Hubert Feichtlbauer ist freier Publizist und Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche".

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