Wege in einen besseren Lobbyismus

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Das Image professioneller Interessenvertreter ist derzeit stark angekratzt. Zur Steigerung der Seriosität stehen Lobbyisten diverse Ausbildungen offen.

Selbstverständlich sei er Lobbyist, stellte der EU-Parlamentarier Ernst Strasser in holprigem Englisch fest. Mit Aussagen dieser Art, von verdeckten Journalisten der britischen Sunday Times gefilmt, hat sich der Politiker ins Aus gestellt und seiner Partei sowie dem Ansehen des Berufs geschadet. Darüber hinaus fühlen sich jene bestätigt, für die mit "Lobbyismus“ wenn schon nicht kriminelle, so doch zumindest moralisch höchst anrüchige Machenschaften in Verbindung stehen.

Dabei sei Lobbying nur "eine besondere Art der Kommunikation“, sagt Klaus Lojka, Assistenzprofessor am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Es sei "eine legitime Funktion, um Probleme und Lösungen aufzuzeigen“. Wie überall in der "Auftragskommunikation“ üblich, würden auch hier die Interessen eines Teils der Gesellschaft besonders betont.

"Dealmaker und Korruptionisten“

"Das hat aber nichts mit all den unsäglichen Leuten zu tun, die immer behaupten, sie seien Lobbyisten, in Wirklichkeit aber Dealmaker, Provisionisten oder gar Korruptionisten sind“, stellt Lojka fest. Lobbyisten handeln mit Informationen, deren Bewertung aber den Entscheidungsträgern obliege, denen sie zugetragen werden. "Meist läuft es ja auf einen Kompromiss hinaus“, etwa wenn es um den (vor allem) städtischen Kampf der "Autofahrerlobby“ gegen die "Fahrradfahrerlobby“ gehe.

Als Leiter des Masterstudiums "Public Communication“, einer postgradualen Weiterbildung mit Lobbying-Schwerpunkt, legt Lojka auch Wert darauf, den Begriff von jenem der "Public Affairs“ abzugrenzen. "Lobbying“ sei zwar eine der wichtigsten "Public Affairs“-Methoden; zu diesen gehören aber auch andere Formen professioneller Kommunikation, wie Marketing und PR.

Neben der aktuellen Debatte um steigende Transparenz und eine verbindliche Registrierung für Lobbyisten (siehe Text unten) bleibe deren Aus- und Weiterbildung derzeit noch unterbelichtet, klagt der Politologe Peter Filzmaier. Und verweist auf andere Kommunikationsberufe: "Es gibt viele hochwertige PR-Ausbildungen, und es kann ja auch nicht jeder, der weiß, wie man einen Bleistift hält, sagen, er sei Journalist.“

Filzmaier ist wissenschaftlicher Leiter des Studiums "European Public Affairs“, das die Deutsche Universität für Weiterbildung in Berlin über eine Kooperation mit der Kremser Donau-Uni anbietet. Es basiert auf drei Säulen: Studierende sollen erstens eine umfassende Europafachkompetenz erlangen. Weiters steht ihre Kommunikations- und Informationskompetenz im Mittelpunkt der Ausbildung, und nicht zuletzt würden "allgemeine Skills, vom Management bis zur Ethik“, vermittelt.

Interessenvertretung bedeute stets die Vertretung gesellschaftlicher Teilinteressen. Es stelle sich aber die Frage an die Politik, "wie man einen Ausgleich dazu schafft, dass die Ressourcen ungleich verteilt sind?“, so Filzmaier. Schließlich würden einer Bürgergruppe weniger Türen offenstehen als einer großen Bank, die über entsprechende Mittel verfügt.

Der gelernte Lobbyist verstehe es, seine Anliegen Entscheidungsträgern nahe zu bringen. Dass ein ebensolcher Entscheidungsträger, wie aktuell Strasser, selbst als Lobbyist auftritt, sei freilich untragbar. Wobei der Vorgang, dass die Stärkung partieller Interessen monetär abgegolten wird - Strasser hatte entsprechend vor den Reportern geprahlt -, vom Lobbyismus weg und zur Korruption hin führe.

Österreich präsentiert sich weit über die genannten Angebote hinaus als gutes Pflaster für lernwillige Einsteiger in den Lobbyistenberuf. So bietet die bfi Wien Akademie im Masterstudium "Integrierte Kommunikation“ einen solchen Schwerpunkt, genauso wie die steirische FH Joanneum unter dem Titel "European Project and Public Management“.

Profis wollen Register

In den Bundesländern führt das Wirtschaftsförderungsinstitut themenrelevante Seminare und Lehrgänge durch. Daneben finden sich private Anbieter wie die NPO-Akademie oder das Bildungsforum - ein Netzwerk verschiedener privater Institute -, die Lobbying auf verschiedene Arten abhandeln.

Aber wie geht der Profi-Lobbyist mit dem Berufsbild um? Wo setzt "Lobbying für das Lobbying“ an? Wie sind die Pläne der Justizministerin für ein Lobbyisten-Register - "das gewollt ist!“ - zu beeinflussen? Lojka empfiehlt, mit einer "Arena-Analyse“ zu beginnen: Wer hat was zu welchem Thema gesagt, wer ist ein möglicher Verbündeter? Sind die Rechtsanwälte, die "geschätzte zwei Drittel der Lobbyingaktivitäten“ ausüben, mögliche Partner? "Klassisch“, so Lojka, wäre außerdem zu vermitteln, "wie das anderswo geregelt ist und wo die Leute zufrieden damit sind“.

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