Weihespiel mit Norbert Darabos

Werbung
Werbung
Werbung

Wer Richard Wagner liebt oder hasst, weiß: Parsifal ist eine lange Oper. Meist wird sie nur in der Karwoche gespielt, und ganz sicher ist am Ende der Geschichte jeweils nur, dass der Vorhang fällt. Verteidigungsminister Norbert Darabos ist von seiner Partei als Parsifal auf die Reise geschickt worden, um das Mysterium zu ergründen. Das Wort "Himmelfahrtskommando" kommt bei Wolfram von Eschenbach (Parzival) zwar nicht vor, er hat es aber gemeint.

In der Tasche führt der Verteidigungsministers ein halbes Gutachten von Helmut Koziol und einen ganzen Kaufvertrag mit, den die Ritter von der Tafelrunde EADS außerhalb von Zeit und Raum so ausgestellt haben, dass nur ein "steter Mensch" wie Darabos seinen Sinn ergründen kann. Aber auch nur vielleicht. Als reiner Tor zieht er aus den polternden Gelagen des Eurofighter-Untersuchungsausschusses wenig Nutzen. Da hilft ihm schon eher das, was er nicht hat: nämlich ein Krypto-Schlüssel zur Freund-Feind-Erkennung. Dieser ruht vorläufig noch bei einer fernen Macht, sodass Darabos unbekümmert und unbeirrt seines Weges ziehen kann. Wohin? Zur Erfüllung. Weil niemand mehr den Ausgangspunkt kennt, ist die Reise die Antwort.

Die gesamte Eurofighter-Story ist überirdisch geworden, denn andernfalls müsste man ja Fragen stellen, die das Weihespiel stören: Welches Sicherheitskonzept ("Doktrin" nannte man so etwas in der Vorzeit) hat Österreich, wie ist die Sicherheitslage in Europa bis 2020 zu beurteilen, was soll die Neutralität, und warum steht Österreich abseits der NATO und lässt deren Militärflugzeuge dennoch drüberfliegen? Erst danach stellt sich die Frage, die irrtümlich zur Gralsfrage erhoben wurde: Wozu braucht Österreich eigene und gerade diese Abfangjäger?

Der Autor ist freier Publizist.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung