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Weitermachen ist Pflicht

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Zitat: „Die große Mehrheit der Menschen in aller Welt hat ihren Glauben an die UNO nicht verloren. Aber sie sind besorgt, tief besorgt über die Zukunft.” Das schrieb der UN-Generalsekretär - aber nicht der jetzige, sondern der erste, Trygve Lie, schon 1949, also vor 46 Jahren. Nichts Neues unter der Sonne?

Nichts. Aber das Alte gilt noch immer: Die UNO, die vor 50 Jahren gegründet wurde, ist eine schwache, dürftige, magere Hoffnung auf ein Überleben der Menschheit in einem Best von Würde. Aber die einzige. Meilenweit ist derzeit nichts Besseres in Sicht, auch wenn diese Sicht durch erbärmliche Schwäche und jammervolles Versagen verstellt wird.

Die UNO kann funktionieren, wenn die Mehrheit ihrer Mitglieder es wünscht und wenn die Großmächte dabei sind. Das zeigte sich im Korea- und im Golfkrieg, es zeigt sich in friedenserhaltenden Operationen, wo sich die Streitpartner und die Ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates verständigen konnten. Die Liste der Beispiele für den letztgenannten Fall ist lang. Schon allein aus diesem Grund dürfte man das Friedensinstrument UNO nicht zerstören.

Von vornherein konnte die UNO nichts ausrichten, wenn die Großmächte uneins waren. Das sieht die Charta vor, und ohne diese Bestimmungen hätten die Großstaaten der Errichtung der UNO nie zugestimmt. Wenn also Rußland, Großbritannien, Frankreich und die USA unterschiedliche Interessen auf dem Balkan verfolgen und weit und breit in Europa keine Einigung über ein gemeinsames Vorgehen erzielt werden kann, ist die UNO machtlos. Aber es scheitern dann nicht die Vereinten Nationen, sondern die verantwortlichen Staaten.

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die Tatsache, daß die UNO mit dem Friedenstiften nicht nur militärisch und politisch, sondern auch finanziell nicht mehr zurechtkommt. Drei Milliarden Dollar schulden derzeit Staaten an Mitgliedsbeiträgen, davon eine Milliarde die USA und über 600 Millionen Rußland. Eine Milliarde: Das ist fast ein ganzes reguläres Jahresbudget der UNO. Die Friedenseinsätze kosten derzeit schon doppelt so viel.

Nicht vergessen darf man die eindrucksvolle Leistungsbilanz auf anderen Gebieten: Bekämpfung von Analphabetismus und Krankheiten, Epidemien und Seuchen, von Hunger und Unterernährung, von Folter und Kindersterblichkeit, Bewußtseinsbildung zugunsten von Menschenrechten, Flüchtlingshilfe und weltweiter Wirtschaftsentwicklung. Auch hier ist schrecklich viel noch ungetan. Aber es kann mit Wille und Geduld geleistet werden. Ein gesamtes Jahresbudget der UNO macht ein Achthundertstel dessen aus, was die Welt 1995 für Rüstungszwecke ausgibt. Hoffnungslos? Nein, alternativelos. Weiteres Bemühen ist Pflicht. Mit den und durch die Vereinten Nationen.

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