Weltraum-Experte Christian Brünner: „Ohne Kooperation geht im Weltraum nichts“
Weltraummüll und der Abbau von Rohstoffen im All sind für den Grazer Doyen für Weltraumrecht, Christian Brünner, die größten Herausforderungen für eine friedliche Koexistenz der Staaten im Kosmos.
Weltraummüll und der Abbau von Rohstoffen im All sind für den Grazer Doyen für Weltraumrecht, Christian Brünner, die größten Herausforderungen für eine friedliche Koexistenz der Staaten im Kosmos.
Der Steirer Weltraum-Experte Christian Brünner kennt die zentralen internationalen Einrichtungen des Weltraumrechts von innen. Dass die Staaten dort am selben Tisch sitzen und Probleme debattieren, macht ihn optimistisch.
DIE FURCHE: Herr Professor Brünner, Sie sagten einmal, Sie seien ins Thema Weltraum hineingestolpert – lässt sich das auch über die Weltgemeinschaft sagen: Stolpern wir eher in den Weltraum, als dass es da klare Vorgaben gibt?
Christian Brünner: Nein, das kann man nicht sagen. Erstens ist die Erforschung und Nutzung des Weltraums unerlässlich geworden. Jeder von uns konsumiert pro Tag circa 20 Anwendungen eines Satelliten – Telekommunikation, Internet, Navigation, Wettervorhersage etc. Zweitens können die gigantischen technischen und wissenschaftlichen Leistungen, wie aktuell die Landung auf dem Mars, nicht mehr nur von einem Staat allein vollbracht werden. Die Erforschung des Weltraums ist ein Kooperationsunternehmen geworden. Bestes Beispiel ist die Internationale Raumstation ISS. Und drittens: Der Weltraumvertrag aus 1967, die Magna Charta des Weltraums, hat zweifellos Lücken. Nichtsdestotrotz setzt es einen juristischen Rahmen, wir Juristen bezeichnen das als soft law.
DIE FURCHE: Alles andere als „soft“, sondern handfeste Probleme verursacht der Weltraummüll. Wie lässt sich diese Gefahr eindämmen?
Brünner: Beim Weltraummüll bräuchte man verbindliche völkerrechtliche Regelungen und eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Staaten, Unternehmen, Wissenschaft und Technik. Was es gibt, sind Guidelines, also Richtlinien, die Weltraummüll verhindern sollen. Das größte Problem sind die Millionen Teilchen von zerborstenen Satelliten. Die sind winzig, aber mit riesiger Geschwindigkeit unterwegs und für funktionsfähige Satelliten hoch gefährlich.
DIE FURCHE: Bräuchte es also eine Art internationale Weltraum-Müllabfuhr?
Brünner: Ja, wobei auch bei funktionsunfähigen Satelliten der Betreiber immer noch Eigentümer ist. Insofern muss man beim Wegräumen Eigentumsrechte betrachten.