Wenn Blinde in die Zukunft taumeln

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Das frappiert: wie unbeholfen, wie unsicher, wie defensiv die Führungspersonen der Europäischen Union ebenso wie jene der katholischen Kirche mit der unausweichlichen Notwendigkeit grundlegender Reformen umgehen! Politische wie kirchliche Funktionäre verteidigen alte Gepflogenheiten, weichen bisher jeder Erneuerung an den Wurzeln aus und verraten immer mehr ihre Hilflosigkeit.

Die EU-Funktionäre spielen uns wenigstens in immer kürzeren Abständen erregte Gipfelgeschäftigkeit vor. Müssen sie wenigstens äußerlich aktiver als lethargische Kirchenfunktionäre sein, weil es in ihrem Fall ums Geld geht? Um sehr viel Geld? Das spielt auch in der Zölibatsfrage eine Rolle, obwohl es niemand offiziell sagt. Aber der bisher einzige Versuch eines Bischofs, hier eine Geldbuße ins Spiel zu bringen, "die auch ordentlich weh tun soll“, ist nicht eben als Geniestreich gewertet worden.

Vielleicht sollte man ehrlicherweise zugeben, dass irgendwie sich die ganze Welt in einer Orientierungskrise windet. Nicht nur in Griechenland demonstrieren die Opfer einer verfehlten Finanzpolitik. In ganz Europa fühlen sich junge Menschen um ihre Zukunftsperspektiven betrogen, sie gehen in Israel massenhaft auf die Straßen und auch in den USA ("Occupy Wall Street“). Und die junge Generation in vielen arabischen Ländern vertreibt der Reihe nach korrupte Despoten, ohne genau zu wissen, wie es weitergehen kann.

Grund zum Verzweifeln? Nein. Grund zum Hoffen! Sieben Milliarden Erdenbewohner sind in eine neue Entwicklungsphase eingetreten. Globalisierung ist weit mehr als ein Wirtschaftsphänomen. Unsere Menschenwelt wächst zusammen - unaufhaltsam, unumkehrbar, unwiderruflich. Das schafft Geburtswehen aller Art, zuerst vor allem Unsicherheit. Aber das Ergebnis wird eine andere Welt sein. Wer sich blind jeglicher Änderung widersetzt, wird jegliche Zukunft verspielen.

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