Wenn Brüssel doch noch rügt - Kiew

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Die Ukraine ist nicht gerade das, was Handelsexperten einen zukünftigen Hoffnungsmarkt nennen würden. Das Land hat schwer unter der Wirtschaftskirse gelitten. 2009 schrumpfte das Bruttonationalprodukt um nicht weniger als 14,5 Prozent. Die Inflation lag über 15 Prozent und der Handel mit der Europäischen Union stürzte ab: minus 44 Prozent. Dazu noch übernahm mit Viktor Janukowitsch ab 2010 ein nach Russland orientierter Präsident das politische Ruder im Land.

Das Unbehagen beider Seiten lässt sich heute an den Bilanzen ablesen. Der Handel liegt auch 2012 unter dem Niveau des Jahres 2007 und beträgt insgesamt nur etwa ein Prozent des Außenhandels der Europäischen Union insgesamt. Unter solchen Auspizien und damit unter Entfall ökonomischer Rücksichtnahmen fällt die Kritik an den politischen Vorgängen in der Ukraine wesentlich schärfer aus als an jenen in Russland und China.

Als die Berufung der inhaftierten ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko durch das oberste ukrainische Berufungsgericht abgelehnt wurde, trat der Sprecher der EU-Außenpolitikbeauftragten Catherine Ashton in Brüssel auf und meinte: "Wir sind zutiefst enttäuscht über die Folgen für die aktuelle Situation, nachdem zwei wichtige Anführer der Opposition nicht zu den Parlamentswahlen zugelassen sind wegen Gerichtsverfahren, die nicht internationale Standards erfüllten.“

Ein Hilferuf Timoschenkos

Timoschenko selbst bat daraufhin die Europäische Union im Vorfeld der Parlamentswahlen um Hilfe gebeten. "Wir dürfen nicht erst nach den Wahlen handeln, sondern jetzt“, sagte sie der polnischen Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Newsweek“. Es gehe darum, Präsident Viktor Janukowitsch zu schwächen. "Ohne die Hilfe der Europäischen Gemeinschaft haben wir sehr wenige Chancen, das zu schaffen.“

Die Wahlen bezeichnete die Oppositionspolitikerin bereits jetzt als "gefälscht“. Gerichte, Wahlkommissionen, die von der Regierung "gesteuerten“ größten Medien sowie Polizei und Verwaltung seien bereits jetzt dabei, die ukrainischen Bürger und aufständische Politiker zu unterdrücken, sagte Timoschenko dem Magazin. Sie fürchte, dass sich die Ukraine eines Tages spalten und ihre Souveränität verlieren werde. Janukowitschs "politischer Tod“ sei indes trotzdem nur eine Frage der Zeit, prophezeite Timoschenko. (tan/ag)

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