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Im Grunde ist es unglaublich: Laut Meinungsumfragen bleibt Jörg Haiders FPÖ im Kampf um Platz zwei bei der Nationalratswahl nach wie vor aussichtsreich im Rennen. Dabei scheint sich nun nach dem Liberalen Forum (LIF), das aus FPÖ-Dissidenten entstanden ist, eine weitere politische Partei, "Die Unabhängigen" Richard Lugners (DU), mit Hilfe von Haider-Abtrünnigen zu etablieren. Unterschriften dreier bisheriger FPÖ-Mandatare haben die Kandidatur des umtriebigen Wiener Baumeisters in ganz Österreich ermöglicht. Dieses Faktum, vor allem aber die Glaubensfrage, ob Lugner im Ernst oder als Jux die Unterschrift des grünen Abgeordneten Andreas Wabl um 150.000 Schilling kaufen wollte, läßt zu Recht den Ruf laut werden, das Erbringen von Unterschriften für eine Kandidatur zu reformieren und alle Parteien dabei mit gleichem Maß zu messen.

LIF und DU haben sonst natürlich wenig gemeinsam, außer daß beide darum bangen müssen, im nächsten Parlament vertreten zu sein. Doch wenn sie es schaffen, säßen erstmals sechs Fraktionen im Nationalrat. Dieser Fortschritt an Vielfalt würde aber die Regierungsbildung nicht leichter und den Ruf nach einem Mehrheitswahlrecht lauter machen. Ein solches ließe sich sicher auch so gestalten, daß Kleinparteien nicht total hinausfliegen, aber anderseits eben das Erreichen einer Mehrheit für eine Partei einfacher würde. Vermutlich kann nur eine solche Reform die seit 13 Jahren festgefahrene politische Situation in Österreich - SPÖ-ÖVP-Koalition als einzige Möglichkeit, die FPÖ von der Regierung fernzuhalten - verändern, nicht noch so viele kluge neue Bücher von Politikern, wie sie jetzt während des Wahlkampfes fast täglich präsentiert werden.

Natürlich, auch ein von derzeitigen Meinungsumfragen völlig abweichendes Verhalten der Wähler beziehungsweise eine Neupositionierung einer Regierungspartei zur FPÖ und umgekehrt (die Grünen, die sich ohnehin nur der SPÖ anbieten, sind als Koalitionspartner zu schwach) könnte Alternativen zur gegenwärtigen Koalition herbeiführen. Aber wozu eigentlich darüber nachdenken? Im Grunde scheinen derzeit ohnedies nur SPÖ und ÖVP am Regieren und von diesen wieder nur Viktor Klima am Amt des Bundeskanzlers interessiert zu sein.

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