Wie man gegen den IS verliert

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Wer die Nahostpolitik des Westens in ihrer tragischen Verkettung von strategischer Stümperei und politischer Prinzipienlosigkeit vorgeführt bekommen wollte, wurde in dieser Woche aufs Eindrucksvollste bedient. Er brauchte nur mitanzusehen, was sich an der Grenze zwischen Syrien, der Türkei und dem Irak abspielte.

Es ist ja kein Geheimnis, dass der Kampf gegen die Terroristen des sogenannten Islamischen Staats sehr schwer zu führen und noch schwieriger zu gewinnen ist. Man braucht also alle verfügbaren Kräfte. Genau damit konnten die USA in den vergangenen Monaten beachtliche Erfolge erzielen. Im Irak waren kampferprobte schiitische Milizen erfolgreich. Und in den kurdischen Gebieten war es die Peschmerga, die mit Unterstützung des Westens bedeutende Erfolge erzielt hat. Die Gebiete des IS schrumpften also, und auch der Nachschub an Kämpfern und Material aus der Türkei schien empfindlich gestört.

Man konnte also durchaus zufrieden sein. Mit seiner Kriegserklärung an die PKK hat der türkische Präsident Recep Erdog an diesen strategischen Vorteile mit einem Schlag zunichte gemacht. Seine Motive sind offensichtlich: Den Bombardements der PKK-Stellungen im Nordirak wird bald auch das Verbot der kurdischen HDP-Partei folgen, die durch ihren Wahlerfolg Erdog ans Machtbasis in Frage stellte. Der Preis dafür wird hoch sein: ein Bürgerkrieg, der viele Menschenleben, Substanz und Stabilität kosten wird.

Dass die NATO und vor allem die USA dazu ihr stillschweigendes Einverständnis gegeben haben, wird sich als schwerer Fehler herausstellen. Für ihre nicht erfolgte Kritik an Erdog an erhält sie als Gegenleistung zwar Luftangriffe türkischer Kampfjets gegen den IS. Aber ein Gewinn ist das nicht. Denn wenn ein Mittel gegen den IS bisher nicht gewirkt hat, dann waren es eben Luftschläge. Darüber hätte man beim NATO-Sondertreffen eher reden sollen, als einem machtbesessenen Präsidenten Honig ums Maul zu schmieren. Denn bei Licht besehen ist Erdog an nur darin erfolgreich, einer ohnehin schwachen Koalition gegen die Islamisten die letzten Waffen aus der Hand zu schlagen.

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