Wien ist nicht völlig anders

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Wien ist anders. Eine absolute Mehrheit an Mandaten, wie sie die Sozialdemokraten gerade in der Bundeshauptstadt erreicht haben, gibt es sonst nirgends mehr. Und einen solchen SPÖ-Triumph hat niemand wirklich erwartet, nicht einmal die davor warnende Wiener ÖVP, schon gar nicht die Demoskopen, mögen jetzt auch manche behaupten, alles längst vorhergesehen zu haben.

Im Großen und Ganzen sind die Wählerströme evident: Fast haargenau entsprechen die Gewinne der SPÖ den Verlusten der FPÖ und die Gewinne der Grünen jenen des Liberalen Forums. Die Bewegungen spielen sich weitgehend innerhalb von zwei Lagern ab, jenem der drei älteren Parteien und jenem der "Alternativen", das nun bis auf weiteres nur die Grünen repräsentieren.

Dem eindeutigen Wahlsieger Michael Häupl nützten der Bonus des Bürgermeisters einer gut verwalteten Stadt, ein schwacher Wahlkampf seiner Gegner und der von ihm klug gewählte Wahltermin: Die im Zuge der Budgetsanierung von der schwarz-blauen Bundesregierung gesetzten Maßnahmen sind gerade am deutlichsten spürbar und forderten viele zum Protest heraus.

Häupls Koalitionsangebote dürften freilich dank seiner absoluten Mehrheit nicht auf fruchtbaren Boden fallen. Auch wenn es schmerzt, dass Wien einen Kulturstadtrat wie Peter Marboe verliert, ist es logisch, wenn die ÖVP in die Opposition geht. Auf der anderen Seite kann nun auch das Modell Rot-Grün nicht realistisch erprobt werden.

Ob der als "Helene Partik-Pable" auftretende Kärntner Landeshauptmann für die FPÖ noch Ärgeres verhinderte oder die Wiener Spitzenkandidatin ohne seine mehr als entbehrlichen Sprüche nicht ein zumindest ähnliches Resultat erzielt hätte? Fest steht, dass die FPÖ sich in einem so desolaten Zustand befindet, dass keiner so sehr Nationalratswahlen fürchten müsste wie sie.

Denn obwohl natürlich Wahlergebnisse nie eins zu eins übertragbar sind - auch die Wiener votierten deutlich unterschiedlich für den Gemeinderat und ihre jeweiligen Bezirksvertretungen -, bedeutet die Wiener Wahl ein kräftiges Warnsignal für die im Bund regierenden Parteien. So völlig anders ist Wien wieder nicht.

Zum Thema: Gotteslästerung?

In verschiedenen Medien warnte der Pfarrer von Windischgarsten, Gerhard Wagner, eindringlich vor der Lektüre der erfolgreichen Kinderbuchserie "Harry Potter". Wagner wollte entdeckt haben, dass Harry Potter eine Gefahr für die Seelen der Kinder sei. "Ich habe festgestellt, dass diese Bücher Gott lästern und Beispiele geben von Zaubersprüchen, Ritualen und dämonischen Kräften, was den Wunsch nach Zauberei und Rache fördert." Unterstützung erhielt Wagner unter anderem von Diözesanbischof Kurt Krenn. Kirchliche Bibliotheken gaben indes Entwarnung: Die Vorwürfe seien maßlos übertrieben und würden dem Genre der Fantasy-Literatur nicht gerecht. Teufelskerl Harry Potter? - ein Streitthema auch in der furche-Redaktion. WM

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