Wir alle sind Draufzahler!

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Alle Folgewirkungen zeigen, dass der Terror in den fernen USA auch uns in Österreich mit voller Wucht getroffen hat.

Nach den fürchterlichen Terroranschlägen von New York und Washington steht eine bittere Folge fest: Wir sind jetzt alle Draufzahler! Als Arbeitnehmer, als Konsumenten, als Touristen, als Bankkunden und Sparer, als Versicherungsnehmer und natürlich auch als Staatsbürger und Steuerzahler. Der Terror und seine Folgen betrifft uns alle - und das mit großer Wucht.

Wenn die gemeinen Attentäter von New York und Washington die USA, den Kapitalismus und die sogenannte freie Welt treffen wollten, dann ist ihnen das mit allen Konsequenzen wahrhaftig gelungen. Wir alle, auch in Österreich, werden die Folgen der Terrorattacken noch lange spüren - vor allem in unseren Geldbörsen. Wir sind betroffen:

* als Arbeitnehmer: Das schon vor den Anschlägen lahmende Wirtschaftswachstum wird noch weiter eingebremst. Die Szenarien reichen bis hin zu einer tatsächlichen Rezession. In einigen besonders betroffenen Branchen - Fluglinien, Flugzeugbau, Autoindustrie samt Zulieferern sowie Tourismus, Versicherungen und Bankwesen - kommt es bereits jetzt zu Kündigungen. Die Folge: Arbeitsplätze werden auch in Österreich abgebaut, die Arbeitslosenrate wird empfindlich steigen.

* als Konsumenten: Sofort nach dem Einschlag des Kamikaze-Flugzeuges in das Worl Trade Center stieg der Ölpreis. Danach fiel er zwar wieder, aber tendenziell wird er auf einem höheren Niveau bleiben und vielleicht sogar stark ansteigen. Wenn sich als Folge die Transportkosten erhöhen, werden auch die Endprodukte teurer. Ganz zu schweigen von jenen "Kriegsgewinnlern" in Gewerbe und Handel, die jetzt im Windschatten der Terroranschläge die Preise angehoben haben. Die Folge: Die Preise steigen auf breiter Front, betroffen sind auch die Konsumenten in Österreich.

* als Touristen: Die Fluglinien waren schon vor den Attacken gehörig im Trudeln. Jetzt hat sich alles noch verstärkt. Um Bankrotte großen Ausmaßes zu vermeiden, müssen die Flugpreise zum Teil massiv erhöht werden. Auch die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen haben ihren Preis. Die Folge: Urlauber, auch jene aus Österreich, müssen mit schmerzhaften Verteuerungen von Städteflügen und Pauschalreisen rechnen.

Geldvernichtung

* als Bankkunden und Sparer: Bereits in den wenigen Tagen seit den Anschlägen wurden auf den Wertpapierdepots der Kleinanleger Milliardenbeträge vernichtet. Verschärft wurde die Situation durch das Aussetzen des Handels mit Investmentfonds, in die in den vergangenen Jahren sehr stark veranlagt wurden. Den österreichischen Banken ist vorzuwerfen, dass sie den Handel mit allen Fonds ausgesetzt haben, also auch mit jenen, die gar keine US-Aktien im Portfolio haben. Das wäre nicht notwendig gewesen, da die europäischen Börsen zum Unterschied von New York den Handel mit Wertpapieren nicht unterbrochen haben. Die Kleinanleger konnten deshalb nicht rechtzeitig aus den Investmentfonds in sicherere Häfen flüchten und verloren teilweise enorme Summen.

Die überhastete Senkung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank um gleich 0,5 Prozentpunkte trifft auch die Kleinsparer hart: Noch niedrigere Zinsen auf den Sparbüchern bewirken, dass nach Abzug der Kapitalertragssteuer und unter Einrechnung der nach wie vor hohen Inflationsrate die Sparguthaben sogar sinken. Die Folge: Geldvernichtung in großem Stil, auch in Österreich. Viele Kleinanleger werden noch lange, wahrscheinlich sogar viele Jahre warten müssen, bis sich ihre Wertpapierdepots wieder erholen und Niveaus erreichen wie vor dem Terror.

* als Versicherungsnehmer: Die Terrorattacken reißen riesige Löcher in die Kassen der Versicherungen. Betroffen sind vor allem die sogenannten Rückversicherer wie die deutsche Münchner Rück oder die französische AXA. Die Folge: Die Versicherungsprämien werden schon bald, wohl auch in Österreich, quer durch alle Sparten - wahrscheinlich nur moderat, aber doch - angehoben. Damit werden sich die europäischen und österreichischen Assekuranzen von den vielen kleinen Versicherten jenes Geld zurückholen, das sie in den USA im großen Ausmaß verloren haben.

Sicherheit kostet

* Als Staatsbürger und Steuerzahler: Alle Länder der sogenannten freien Welt verstärken nun ihre Sicherheitsstandards. Das kostet natürlich. Daneben wird versucht, im Sog des Terrors polizeistaatliche Methoden zu verschärfen und noch stärker in die Grundrechte der unbescholtenen Staatsbürger einzugreifen. Völlig unverständlich ist auch die hastig erfolgte Ausschreibung für neue österreichische Abfangjäger, die an die 30 Milliarden Schilling kosten werden.

Durch das Festhalten der Regierung am Nulldefizit drohen riesige Löcher in der Staatskasse. Die Folge: Es muss noch mehr eingespart werden. Und Einsparen heißt entweder höhere Steuern, Gebühren und Abgaben oder weniger Leistungen des Staates für seine Bürger. In beiden Fällen gibt es nur einen Draufzahler: den österreichischen Staatsbürger.

Alle genannten und nicht explizit angeführten Folgewirkungen zeigen, dass der Terror in den fernen USA auch uns in Österreich mit voller Wucht getroffen hat. Weniger Geld für jeden Einzelnen und die erwiesene Zurückhaltung der Konsumenten in Krisenzeiten bedeuten aber auch, dass die Konjunktur endgültig abgewürgt werden könnte. Die Folge wäre eine wirklich existenzielle Krise. Auch in Österreich.

Der Autorist freier Publizist.

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