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Auszug aus dem letzten großen Interview, das die Furche mit Kurt Waldheim führte (Nr. 9, 27. Februar 2003); Themen waren der damals drohende Irak-Krieg und die damit zusammenhängende Krise der transatlantischen Beziehungen.

Die Furche: Die Beziehungen zwischen Europa und den USA sind in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Wird sich diese Kluft wieder schließen lassen?

Kurt Waldheim: Zweifellos steckt dieses Verhältnis in einer großen Krise. Es wäre sicher falsch, die Augen vor den Schwierigkeiten zu verschließen und so zu tun, als ob das keine Gefahr wäre. Andererseits soll man die momentanen Differenzen nicht übertreiben. Solche Krisen im transatlantischen Verhältnis hat es immer wieder gegeben.

Die Furche: Gibt es Ihrer Meinung nach auch tiefer sitzende, historisch weiter zurückreichende Ursachen für dieses Zerwürfnis?

Waldheim: Solange noch die Bipolarität zwischen West und Ost bestanden hat, war die Gegner-Partnerschaft von vornherein eine ganz andere. Diese Balance gibt es nicht mehr. Allein aus diesem Grund sind ideologische oder machtpolitische Differenzen heute leichter möglich. Aber nochmals: Solche Krisen gehen vorüber. Es ist keine Katastrophe, nur weil es einmal ein wenig schwieriger läuft.

Die Furche: Wie kommen wir aus der Krise wieder heraus?

Waldheim: Wir Europäer sollten uns auch selbst an die Brust klopfen, denn wir "glänzen" durch Uneinigkeit, Rivalitäten, Eifersüchteleien. […]

Die Furche: Es treten auch innerhalb Europas deutliche Bruchlinien hervor - Stichwort: "altes" und "neues" Europa …

Waldheim: Für die Reformländer Osteuropas ist Amerika der Hort der Freiheit schlechthin, während mit manchen europäischen Mächten historische Belastungen bestehen. Die Osteuropäer fragen sich: Wer ist der wirkungsvollste Freund? Und da haben die Amerikaner halt ein großes Plus.

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