Zuerst eine Karriere nach Drehbuch, dann ein Blitzstart in ein Kopf-an-Kopf-Rennen

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Wenn Werner Faymann ab nächster Woche als Vorsitzender der SPÖ und als ihr Spitzenkandidat für die Wahl am 28. September durch die Bundesländer reist, dann startet er nicht erst eine Aufholjagd. Es ist eine Legende, dass die SPÖ in Umfragen enorm hinter der ÖVP läge, so etwa um zehn Prozentpunkte, wie es seitens der Sozialdemokraten hieß (21 Prozent für die SPÖ, über 30 Prozent Zustimmung für die ÖVP in der Sonntagsfrage). Inzwischen bewegen sich die Unterschiede "in der Schwankungsbreite". Das bedeutet, die beiden großen Parteien liegen in einer Bandbreite von plus/minus drei Prozentpunkten beisammen. Wahlforscher sprechen daher bereits von einem "offenen Rennen" zwischen SPÖ und ÖVP.

In dieses Kopf-an-Kopf-Rennen gegen den routinierten politischen Profi Wilhelm Molterer, Finanzminister und ÖVP-Obmann, geht Faymann zwar nach einem Blitzstart, aber keineswegs unvorbereitet.

Geboren 1960 in Wien, trat er als Gymnasiast der Sozialistischen Jugend bei. Mit 21 Jahren war er der Chef ihrer Wiener Gruppe, mit 25 Jahren war er Mitglied des Wiener Gemeinderates und Landtages. Vom Posten des Geschäftsführers der Wiener Mietervereinigung wurde er 1994 mit 34 Jahren als Stadtrat für Wohnbau und Stadterneuerung. In dieser Zeit knüpfte er sein Netzwerk zu Medien, zu Wirtschaft und Banken. Seine kecken Jugendthesen für Wien waren ebenso vergessen wie seine Kritik an Papst Johannes Paul II, der Freiheit für Polen verlange aber nicht für Lateinamerika.

Faymann blieb, wie er im Interview mit Johannes Fischer im ORF-Report sagte, Mitglied der katholischen Kirche. Er gehe selten in eine Messe, unterstütze aber kritische und sozial engagierte Kräfte in der Kirche.

Studiert hat Faymann vier Semester Rechtswissenschaften in Wien, er war aber immer ein Mann der Praxis. Als solcher hat er blitzartig seinen Wahlkampf vorbereitet, Fotos und Plakate ebenso anfertigen lassen wie den nahezu überhastet lancierten Web-Auftritt unter www.das-ist-faymann.at.

Seine Karriere verlief nach Drehbuch. Seine Familie, er ist in zweiter Ehe seit 2001 mit der Wiener Kommunalpolitikerin Martina Ludwig-Faymann verheiratet, wird von den Medien abgeschirmt, in beiden Ehen hat Faymann je eine Tochter.

Die Strategie seine Agentur beschreibt deren Chef Mariusz Jan Demner so: "Faymann ist mit dem Vorteil angetreten, vielen noch wenig bekannt zu sein und SPÖ-Wählern ein neues Angebot machen zu können: Ein Mann, der bisher mehr durch Taten als durch Worte aufgefallen ist und glaubwürdig das produktive Miteinander vermittelt, das seinem Naturell entspricht. Er holt mit "Genug gestritten" Wähler dort ab, wo der Frust mit der bisherigen Bundesregierung am größten ist." C.R.

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