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Der Gang der Pflugschar durch den Heimatboden ist Anfang, Vorbereitung; in die Furche fällt der Same, der, so Gott will, Frucht bringen wird.

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Der Gang der Pflugschar durch den Heimatboden ist Anfang, Vorbereitung; in die Furche fällt der Same, der, so Gott will, Frucht bringen wird.

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Der Gang der Pflugschar durch den Heimatboden ist Anfang, Vorbereitung; in die Furche fällt der Same, der, so Gott will, Frucht bringen wird.

Der Krieg ist über diese Erde hinweggestampft, hat sie zertreten, als habe ein Ungeheuer der Urwelt, den Finsternissen entstiegen, unter seinen Tritten das Leben des Feldes zermalmt. Nun heißt es geduldig und tapfer den Acker frisch bestellen, neue Kräfte aus seinem Schoße für die Saat zu wecken, die sich zu Frucht wandeln, Leben schenken soll. Ein jeder muß jetzt Pflüger werden. Wer immer es sei. Einem jeden ist irgendwie und irgendwo ein Stück Land“, anvertraut. So sehen auch wir unsere Aufgabe, bescheiden, aber mit beharrlichem Bemühen Dienst an der Heimat, Dienst an der Wiedererweckung ihrer Lebenskräfte, Dienst am Frieden und am Wiederzusammenfinden der mißhandelten Menschheit; zu leisten. Zeitaufgeschlossen, auf das aktuelle Geschehen gerichtet, parteimäßig nicht gebunden, eine gesunde Demokratie bejahend, durch katholische Grundsätze bestimmt will unsere Wochenschrift „Furche“ in dem zu bestellenden Grunde sein.

Zeitaufgeschlossen, auf das aktuelle Geschehen gerichtet, parteimäßig nicht gebunden, eine gesunde Demokratie bejahend, durch katholische Grundsätze bestimmt will unsere Wochenschrift „Furche“ in dem zu bestellenden Grunde sein.

Noch durch Jahrhunderte werden die bitteren Geschehnisse unserer Zeit in Flammenschrift zu den Völkern reden. Wird diese Schrift von allen verstanden werden? Die Schicksale der Völker werden zum Guten und zum Bösen nicht zuvorderst auf den Schlachtfeldern geformt. Alle großen Umwälzungen, jene auf religiösem und politischem Gebiete ebenso wie auf sozialem und kulturellem sind stets vorbereitet durch geistige Bewegungen, in denen der begnadete oder wiederum der irrende Menschengeist der unsichtbare, gewaltige Motor ist. Auch der Nazismus kam nicht über Nacht aus dem Gestern her, er würde vielmehr in seinen Urgründen vorbereitet durch lange Prozesse geistiger Entwicklung. Philosophen, Geschichtsschreiber, Literaten aller Art haben seit Menschenaltern, die Heerstraße mit ihren Idolen umsäumt und mit dem Weihrauch, der aus ihren Räucherpfannen zu diesen Standbildern emporstieg, das Denken großer Massen vernebelt, bis die Zeit reif war für die letzte, verhängnisvolle Verirrung.

Der ganze Erdkreis ist Zeuge geworden. Unzählige Wohnstätten, uralte Kulturdenkmäler, zahllose Städte liegen in Trümmern. Lebt noch etwas von dem geistigen System, das dieses Unglück schuf, von der Heilslehre der Macht, der zum erträumten Nutzen der Rasse alles erlaubt ist, oder wird jetzt das Begreifen zum Gemeingut, daß eine in Christusferne und materialistische Irrtümer verlorene Gedankenwelt in einem vulkanischen Ausbruch sich offenbarte, der unseren ganzen Planeten mit seinem Feuerregen überschüttete? Die christliche Welt, ob sie sich nun zu ihrem eigensten Wesen bekennt oder nicht, erscheint heute vor diese Frage gestellt.

Der zweite Weltkrieg läßt eine fast unabsehbare Reihe von politischen, ökonomischen und sozialen Krisen zurück. Ganze Staaten müssen einen Zustand erleben, der noch schlimmer ist als der Krieg. Man sagt uns, daß eine neue überstaatliche Organisation zu bewaffnetem völkerrechtlichem Schutz des Friedens in Aussicht genommen sei. Die gegenwärtige Lage läßt erst ungewisse Umrisse dafür erkennen. Der Augenblick könnte nicht ernster sein - Weltliche Weisheit hat ihr Können in höchsten Anstrengungen erschöpft.

Und dennoch und trotzdem dürfen wir uns zur Zuversicht bekennen. Es drängen tiefe Erkenntnisse aus der sorgenvollen Unruhe und leuchten im Dunkel der Tage wegweisend. Immer vernehmlicher werden die Anrufe an das Gewissen der ganzen Welt. Wenn ein Staatslenker von der Bedeutung des Führers der Labour Party vor dem Kongreß der USA über den Erdenkreis hinausruft, es sei allen Völkern klarzumachen, daß unsere Zivilisation nur weiterbestehen könne, wenn im internationalen Verkehr wie im nationalen Leben die Grundsätze des Christentums anerkannt und geübt werden, und der Präsident der Vereinigten Staaten die moralischen Kräfte als noch wichtiger für den Frieden, denn für den Krieg bezeichnet, und wenn so große Volksführer, Mächtige der Erde, sich mit dem Haupt der Christenheit vereinigen in der Verkündigung des fundamentalen Gesetzes des Völkerfriedens, dann melden sieh tiefe im Schmerz erkämpfte Wandlungen im geistigen Leben der Gegenwart an. Dann steigt aus einer Sündflut schon sicheres Land empor. Dann beginnt die erste große Eroberung der Menschheit nach einem Zeitalter des Ungeistes und der Richtungslosigkeit für einen Frieden, der dauerhafter ist als papierene Verträge, die heute sind und morgen nicht mehr sind. In der Erneuerung des christlichen Geistes, einer Menschlichkeit und Völkersolidarität, die aus unvergänglichen Normen ihre Kraft schöpfen, liegt die Verheißung einer Gesundung der Welt beschlossen.

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