Zwischen zwei Fingern das Wohl und Wehe dieser Welt

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Unsere Zeit bräuchte einen neuen Noah, der es wieder schafft eine Arche zu bauen, auf der die Vielfalt dieser Welt Platz finden und darin den Stürmen trotzen kann. Der jordanische Prinz Hassan bin Talal zeigte sich in seiner im Parlament gehaltenen Rede mit dem Titel "Der Einfluss des Islam auf den Frieden" bibelfest. Wenn sich alle Menschen an die zehn Gebote hielten, "müsste ich heute nicht hier sprechen", sagte der ehemalige jordanische Thronfolger im bis auf den letzten Platz gefüllten Plenarsaal des Nationalrats. Die jüdisch-christlichen Werte seien auch "unsere Werte, sie sind Teil unserer Tradition und unseres Erbes", betonte der gläubige Muslim. Allerdings müssten die Muslime noch lernen, "null Toleranz gegenüber Intoleranz" zu zeigen.

Hassan, der in Oxford studiert hat und die Werte des Westen genauso gut kennt wie jene des Islam, ist jedenfalls "stolz darauf, Pluralist zu sein". In diesem Sinn sprach sich Hassan, der seit zwei Jahren als Präsident dem "Club of Rome" vorsteht, für eine "Globalisierung der von uns allen geteilten Werte" aus, die aber in den jeweiligen Kulturen verwurzelt bleiben muss: "Ich glaube an die eine Welt und 10.000 Kulturen".

Kritisch äußerte sich der Bruder des früheren Haschemiten-Königs Hussein zur Wirtschaftspolitik in muslimischen Ländern, die nur "Reiche immer reicher" mache. Eine Politik, in der die "Menschen wieder eine Rolle spielen" und keine "Petro-Politik" forderte Hassan, verwies darauf, dass 70 Prozent aller Flüchtlinge weltweit derzeit Muslime seien, um mit dem Aufruf zu schließen: "Es ist Zeit, dass Muslime für Muslime sorgen."

Nationalratspräsident Heinz Fischer gratulierte Hassan dafür, dass er - unüblich für den Nationalrat - vonder linken und rechten Seite des Plenums Applaus erhielt. Das Publikum zeigte sich nicht nur von der gescheiten Rede des Prinzen, sondern auch von seinem Charme und Humor angetan. In einem Punkt wäre es jedoch besser, wenn Hassan irrte: Wie nahe die Welt seiner Meinung nach einer größeren Katastrophe sei, zeigte er mit zwei Fingern seiner Hand. Der Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger war dabei sehr klein. WM

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