80 Jahre Peter Turrini: Der Bürgerschreck des österreichischen Theaters
Peter Turrini feiert seinen 80. Geburtstag und bleibt einer der provokantesten Dramatiker Österreichs. Seine Werke decken soziale Missstände auf und sind stets politisch scharfzüngig.
Peter Turrini feiert seinen 80. Geburtstag und bleibt einer der provokantesten Dramatiker Österreichs. Seine Werke decken soziale Missstände auf und sind stets politisch scharfzüngig.
„Manchmal werde ich bejubelt, manchmal ausgepfiffen. Am besten ist es, man fantasiert weiter und schreibt das nächste Stück“, resümiert Peter Turrini, der am kommenden Donnerstag seinen 80. Geburtstag feiert.
Der 1944 im Lavanttaler Wolfsberg geborene Schriftsteller wurde 1971 schlagartig mit dem mittlerweile legendären Stück „Rozznjogd“ bekannt. Am Volkstheater uraufgeführt, geriet Turrinis dramatischer Erstling rund um ein junges Paar, das sich auf einer Müllhalde von allen gesellschaftlichen Zwängen befreien möchte, zu einem veritablen Theaterskandal. Um soziale Gerechtigkeit geht es in dem Volksstück „Sauschlachten“, einer Parabel über die Geschichte eines Außenseiters.
Turrini und die Provokation als künstlerische Waffe
Seinen Sinn für Gerechtigkeit und sein Gespür für Dramaturgie hat er auch von seiner Mutter, die ihm stets Geschichten erzählte, in welchen „gute Taten – auch wenn sie im Verborgenen blühten – ihren gerechten Lohn erhielten und schlechte Taten immer entdeckt und bestraft wurden.“ Lust an der Provokation, die Entlarvung zweifelhafter Moralwerte und heimatlicher Idylle brachten Turrini den Ruf eines zynischen Bürgerschrecks ein. Seit über einem halben Jahrhundert zeichnet er ein kritisches Bild Österreichs, das er u.a. in den Fernsehserien „Alpensaga“ (1976–80, mit Wilhelm Pevny) und „Arbeitersaga“ (1985–1991) drastisch zuspitzte. Unter Claus Peymanns Burgtheaterdirektion feierte Turrini bemerkenswerte Uraufführungen, 1990 „Tod und Teufel“, 1993 „Alpenglühen“ oder 1997 „Endlich Schluss“. 2006 fand Turrini am Theater in der Josefstadt ein neues Bühnen-„Zuhause“. Hier wurden auch seine dramatischen Auseinandersetzungen mit anderen Autoren uraufgeführt, etwa „Mein Nestroy“ oder „Der Diener zweier Herren“ sowie „Die Wirtin“ (beide nach Carlo Goldoni). Zu seinem 70. Geburtstag ließ Turrini in „C’est la vie“ sein Leben Revue passieren; in seinem jüngsten Stück „Es muss geschieden sein“ (2024) schreibt er über die Märzrevolution und verleiht den vielen politisch Ermordeten eine Stimme.
Aufgrund seiner klaren politischen Haltung gegen Fremdenhass, Frauenfeindlichkeit und Opportunismus wurde Turrini immer wieder diskreditiert. Hetzkampagnen begegnet er mit satirischer Kraft, über das Gefühl der Angst reißt er Witze. Das Altern sieht er als komische Katastrophe, der er mit Sprache und Feder eine Finte schlägt, weiterhin produktiv und leidenschaftlich „dem verpflichtet, was er für die Wahrheit hält“.