Schakfeh - © APA / Georg Hochmuth

Anas Schakfeh: Der Altvordere der österreichischen Muslime

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Der langjährige Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft feiert seinen 80. Geburtstag.

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Der langjährige Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft feiert seinen 80. Geburtstag.

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Dass die Republik Österreich, die ihn 2008 mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern ausgezeichnet hatte, seinen Namen 2020 im Rahmen der „Operation Luxor“ in Zusammenhang mit der Muslimbruderschaft und mit terroristischen Aktivitäten gebracht hatte, hat Anas Schakfeh bis heute nicht verwunden. Auch wenn die polizeilichen Aktivitäten, die unter anderem in Hausdurchsuchungen bei der nach ihm benannten Stiftung in Wien-Liesing gipfelten, gerichtlich längst eingestellt wurden, beklagt der vor Kurzem 80 Jahre alt Gewordene den nachhaltigen „ideellen und materiellen Schaden“, welche die vom Innenministerium initiierte Aktion angerichtet habe.

Als Anas Schakfeh 1997 Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) wurde, waren die Zeiten noch anders: Österreich war stolz, mit der Reaktivierung des Islamgesetzes 1912 bereits eine rechtliche Grundlage für Anerkennung der Muslime im Land zu haben, und Schakfeh bemühte sich – vom Religionsunterricht angefangen über die nötigen Institutionen (Schulamt, Islamische Religionspädagogische Akademie etc.) – insbesondere im Bildungsbereich offizielle Strukturen für den Islam in Österreich zu schaffen.

Der 1943 im syrischen Hama Geborene war 1964 nach Österreich gekommen, wo er unter anderem Arabistik studierte und als gerichtlich beeideter Arabisch-Dolmetscher tätig war. Schakfeh gehörte zu den ersten islamischen Religionslehrern und war am Aufbau der IGGÖ beteiligt. Während seiner Präsidentschaft (1997–2011) war er bemüht, die IGGÖ als österreichische Organisation zu etablieren, wobei die türkisch-muslimischen Organisationen, die in Österreich die meisten Muslime repräsentieren, sich erst nach 2011 ihrer zahlenmäßigen Stärke gemäß für die IGGÖ engagierten. Schakfeh hatte zu seinem Amtsende versucht, der IGGÖ eine Verfassung zu geben, die eine ethnische Dominanz verhindern sollte. Konflikte um die Ausrichtung der IGGÖ, das neue restriktive Islamgesetz 2015 sowie die daraus resultierende Verfassung machten aber aus der IGGÖ ein Konglomerat von ethnisch dominierten Kultusgemeinden – ein Konzept, das mit dem von Schakfeh angedachten wenig gemein hat.

Die Muslimische Jugend Österreich, deren Ehrenpräsident Anas Schakfeh ist, und Wiens Landeshauptmann Michael Ludwig ehren den Altvorderen der österreichischen Muslime am 6. Juni zum 80er mit einer Feier im Wiener Rathaus.

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