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Brennnessel: Heilpflanze des Jahres 2022

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„Die Welt ist realistisch und roh, man muss sie hart anfassen, sie gleicht einer Brennnessel, welche die Hand verbrennt, die sie mild und liebkosend berührt“ – mit diesen Worten zog einst der finnische Schriftsteller Juhani Aho (1861–1921) eine Analogie zwischen der, lateinisch, Urtica und dem rauen Umfeld, in dem er lebte.

Auch wenn seine Zeilen mitunter pessimistisch anmuten, die Brennnessel als Vorlage eines Weltbildes ist mitnichten eine Dystopie. Der Naturheilverein „Theophrastus“ hatte gute Gründe, sie zur Heilpflanze des Jahres 2022 zu küren. Allen voran aufgrund ihrer Rolle als therapeutische Wunderwaffe: So gilt sie in der Pflanzenheilkunde als entzündungshemmend, entwässernd und harntreibend. Zudem hilft sie bei rheumatischen Beschwerden, Arthrose und Gicht, weil sie die Ausscheidung von Harnsäure fördert und so die Gelenke beweglicher macht. Auch die Wurzel der Brennnessel hat ein spezielles Einsatzgebiet – sie erhöht den Harnfluss, reduziert die Restharnmenge in der Blase und wirkt so gegen lästige Prostatabeschwerden.

Ob ihres Vermögens, den Stoffwechsel in Gang zu bringen, setzen Phyto-Experten Brennnesseln vor allem im Frühling für reinigende Kuren ein: Brennnesselsaft stimuliert den menschlichen Metabolismus, erhöht die innere Aktivität, steigert den Transport von Stoffen und scheidet aus, was der Körper nicht braucht. Nicht genug! Die reinigende Wirkung der Urtica dioica (Große Brennnessel) wird auch bei der Behandlung von Akne und anderen Hautunreinheiten genutzt. Auch bestehende Hautausschläge klingen laut Phytologen schneller ab.

Zudem eignet sie sich für einen gesunden Ernährungsplan: Die Urtica hat siebenmal mehr Vitamin C als eine Orange. Und verzehren kann man sie nicht nur in Form von Pulvern und Tees – mit den jungen Blättern lassen sich köstliche Salate zubereiten. Freilich erst nachdem die Brennhaare unschädlich gemacht wurden. Einige wickeln dafür die jungen oberirdischen Pflanzenteile in ein Tuch und wringen sie stark, andere kochen oder blanchieren sie.

Tricks gibt es also genug, um sich an der Heilpflanze nicht zu verbrennen. Es liegt am Menschen, wie er mit der Welt umgeht. Nichts anderes wollte Juhani Aho sagen.

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