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Das Interventionsrecht Vorbehalten

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Der einzige für die Türkei allerdings nicht unbedeutende Erfolg, den Inönü von seiner Mission nach Hause brachte, liegt auf juridischer und nicht auf politischer Ebene: die Rechtswirksamkeit der Garantieverträge und somit der zypriotischen Verfassung, die ja von Makarios längst außer Kraft gesetzt wurde, hatten die USA und Großbritannien ausdrücklich bestätigt. Damit wurde gleichzeitig die Verantwortung der Türkei für die Aufrechterhaltung des status quo der beiden Volksgruppen auf der Mittelmeerinsel anerkannt. In diesem Zusammenhang betonte Inönü auf einer Pressekonferenz in London, die Türkei behalte sich ihr Interventionsrecht weiterhin vor und gab zu, daß nach Ansicht seiner Regierung eine Intervention trotz Anwesenheit der UNTruppen auf Zypern denkbar sei: „Es wäre für unsere Durchhalte- moral”, schreibt das der Regierung nahestehende angesehene Istanbuler Blatt „Cumhuriyet”, „äußerst wertvoll, wenn wir von Ismet Inönü einen Erfolg in der Größenordnung des Lausanner Vertrages von 1923 erwarten könnten, aber daran zu glauben wäre unrealistisch und gefährlich.”

Eindeutige Erklärungen

Nach wie vor zeichnet sich im Zypernkonflikt keine tragbare Lösung ab. Griechenland und die Türkei haben keine Zweifel darüber gelassen, daß sie jede Lösung in Form von territorialen Kompensationen — man sprach von der Abtretung einer ägäischen Insel, etwa Chios oder Lesbos oder eines Teiles von Westthrazien an die Türkei — schärfstem ablehnen. Griechenland besteht neuerdings auf dem Selbstbestimmungsrecht der Zyprioten, was zweifelsohne zur „Enosis” führen würde, die Türkei beharrt auf der Teilung der Insel, und man ist so klug wie zuvor. Und inzwischen werden Waffen und Freischärler illegal nach Zypern eingeschleust, ohne daß die UNO-Truppen dies verhindern könnten. Es ist daher keineswegs nur als Bluff zu werten, wenn Inönü in Washington erklärte: „Wir glauben an den Frieden, sind aber der Überzeugung, daß ein Friede, der nicht auf Gerechtigkeit beruht, nicht von langer Dauer sein kann. Die türkische Nation liebt den Frieden, fürchtet jedoch auch nicht das Feuer.”

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