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Der Ölbaum trägt Früchte
In der Toskana waren eben die Ölbäume zugestutzt worden, als der in diesen Tagen meistgenannte von ihnen auch schon im ganzen Lande Früchte trug: „L'Ulivo" nannte sich das Mitte-Links-Bündnis, das erstmals seit Ende des Faschismus im italienischen Parlament eine Mehrheit errang. Unter Führung des Linkskatholiken Bomano Prodi.Wer vor der Wahl die Volksmeinung zu erforschen suchte, erfuhr überwiegend: Prodi ist fad. Gewinnen wird vor allem Gianfranco Fini, der clevere Nachfaschisten-Boss. Die Lega Nord hat ausgedient. In jeder der beiden Kammern dürfte es eine andere Mehrheit geben, das Chaos bleibt.
Alles falsch. Prodi setzte sich als Bus-Prediger gegen alles Fernsehtrommelfeuer Berlusconis durch. Fini fiel durch, die Lega keineswegs. Und es gab klare Mehrheiten: für eine Erneuerung des Staates, gegen Chaos und Korruption.
Die Wahlen haben auch die katholische Kirche in Italien verändert. „Die Katholiken wählen uns", hatte Berlusconi breitspurig verkündet. Schmarren. Sie verteilten ihre Stimmen — wie anderswo auch. Zum erstenmal hatte der Episkopat strenge Neutralität bewahrt. Viele schreiben dies vor allem dem Drängen des Papstes zu. (Hör's Warschau!)
Noch Pius XL, ein offener Demokratie-Gegner, hatte die Bischöfe angewiesen, bei Wahlen nicht die katholische Volkspartei, sondern die Faschisten zu unterstützen. Die Partei des sizilianischen Priesters Luigi Sturzo wurde vom Vatikan dann fallengelassen und versucht, mit einer an die Episkopatsleine gelegten Katholischen Aktion die Politik in den Griff zu bekommen.
Diese Zeit ist nun für immer vorbei. Ein friedenstiftender Ölzweig für Italiens Politik.
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