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Der Papst nach Polen

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Fährt er oder fährt er nicht, der Papst, nach Polen, im. kommenden Jahr zum Höhepunkt der Tausendjahrfeier der Christianisierung Polens? Das ist ein beliebtes Spiel in der internationalen Nachrichtenpolitik. Bald bringt die eine Agentur eine Meldung, daß er fährt, dann eine andere Agentur, daß er nicht fährt. Auf jede positive Nachricht folgt ein verschleiertes Dementi. Die Zeitungen drucken das brav ab, der Leser soll sich selbst seinen Reim darauf machen. Am vergangenen Wochenende ging wieder eine Meldung durch die Weltpresse. In einer Unterredung unter vier Augen, unmittelbar vor dem Empfang aller in Rom weilenden polnischen Bischöfe, soll der Papst Kardinal Wyszynski gesagt haben, daß er sehr gerne nach Polen fahren würde, daß die polnischen Bischöfe diesen Wunsch der polnischen Regierung übermitteln sollen, daß er aber in diesem besonderen Falle auf eine Einladung der polnischen Regierung Wert lege, nicht nur der polnischen Bischöfe, und daß er eine Einladung nur bedingungslos annehmen könne. Ein Dementi steht noch aus, kann aber noch kommen.

Nun, was ist davon zu halten? Daß die polnischen Bischöfe, daß das ganze katholische polnische Volk den Papst in seinem Vaterland herzlich aufnehmen will, steht außer Zweifel. Daß der Papst selbst gerne nach Polen kommen möchte, scheint eben' falls sicher zu sein. Daß es der Papst sehr wohl versteht, seinen Willen durchzusetzen gegen manche Vorsichtige und Ängstliche in seiner Umgebung, hat er durch seine bisherigen Reisen bewiesen. Daß der Papst aber eine solche Reise nur auf Einladung der zuständigen Regierung unternehmen kann, ist ebenfalls klar, das braucht nicht besonders betont zu werden, auch wenn das in diesem Fall eine kommunistische Regierung ist. Oder kann man sich vorstellen, daß der Papst als Privatmann reist, daß er seinen Paß — Giovanni Montini, Beruf Papst — beim polnischen Konsulat in Rom mit einem Ansuchen um Erteilung eines Visums einreicht? Das wird doch wohl niemand annehmen. Und was die Bedingungen betrifft, so haben wohl beide Seiten, sowohl der Papst als auch die polnische Regierung, hier gewisse Ansichten. Es kommt nur auf die Art der Bedingungen an. Also fährt er nun, oder fährt er nicht, der Papst? Ganz genau werden wir das wahrscheinlich erst wenige Wochen vor dem 3. Mai wissen, an dem ihn die Polen in Tschen-stochau erwarten.

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