Dominic Raab - © Foto: APA / AFP/ Tolga Akmen

Dominic Raab: Der Wunschkandidat

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Der britische Außenminister Dominic Raab vertritt Premier Boris Johnson, da sich dieser auf der Intensivstation befindet. Ein Porträt.

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Der britische Außenminister Dominic Raab vertritt Premier Boris Johnson, da sich dieser auf der Intensivstation befindet. Ein Porträt.

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Sichtlich angespannt und mit starrem Blick überbrachte Dominic Raab der Öffentlichkeit vergangenen Montag die schlechte Nachricht: Der britische Premier Boris Johnson befinde sich wegen seiner Erkrankung an Covid-19 auf der Intensivstation und habe ihn, Raab, gebeten, seine Geschäfte zu übernehmen. Der 46-jährige Raab war bisher Außenminister Großbritanienns und vor nicht allzu langer Zeit auch direkter Konkurrent von Johnson.

Nachdem Theresa May im Mai 2019 ihren Rücktritt bekanntgegeben hatte, positionierte sich Raab neben einigen anderen als Kandidat für den Parteivorsitz bei den konservativen Torys. Doch bereits in der Vorrunde schied er aus und galt ab dann als Unterstützer von Boris Johnson. Nach dessen Sieg wurde der gelernte Jurist als Außenminister in Johnsons Kabinett bestellt. Raab gilt als Brexit-Hardliner und hatte bereits im Kabinett May das Brexit-Ministeramt inne. Der Experte für Internationales Recht mit Abschluss der Universität Cambridge arbeitete zunächst für eine Anwaltsfirma in der Londoner City. 2006 trat er dann ins Außenministerium ein. Der zweifache Vater gilt als außerordentlich ehrgeizig – und sehr kämpferisch. In seiner Freizeit boxt er gerne und hat den schwarzen Gürtel in Karate. Vielleicht hilft ihm sein Ehrgeiz, auch den Kampf gegen das Coronavirus erfolgreich aufzunehmen.

Einfach dürfte es aber nicht werden. Erste Politiker, wie der konservative Parlamentarier Tobias Ellwood, hinterfragten bereits, was Raab denn nun genau entscheiden dürfe. Da es keinen festen Stellvertreter für den Premierminister gibt, entscheidet dieser selbst, wer ihn vertritt. Der konservative Politiker Michael Heseltine wiederum glaubt, dass Raab „durch die Einsamkeit des Jobs auf die Probe gestellt wird“. Heseltine hatte den früheren Premier John Major vertreten und sieht Raabs neue Position sehr skeptisch. Er sei jetzt von vielen Menschen umgeben, die „glauben, dass Boris Johnson schnell wieder zurückkommen wird und die sowieso ihre eigenen persönlichen Vorstellungen haben“. Der eher eintönig wirkende Raab wird nun beweisen müssen, dass er auch als Politiker an der Spitze geeignet ist, vom Krisenmanagement ganz zu schweigen.

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