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Haßausbruch auf Zypern

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Ein toter Grieche, zahlreiche Verletzte auf Zypern - eine reichlich chaotische Demonstration für die Wiederherstellung der Einheit der Insel hat einen blutigen Ausgang genommen. Symptomatisch dafür, daß auch 22 lahre der 1 rennung, der Absonderung der türkischen Minderheit von der griechischen Mehrheit, den Haß zwischen beiden Völkern aus Jahrhunderten nicht beruhigen konnte.

Unter osmanischer Herrschaft seit 1570 waren die griechischen Kirchen geduldet; erst als die Griechen auf Pelo-ponnes und Festland ihre Freiheit erstritten, wurden türkische Soldaten angesiedelt und entstand ein geschlossenes türkisches Bevölkerungselement.

1878 besetzten die Briten die Insel wegen ihrer Bedeutung für den Suezkanal. Sie zogen sich 1960 zurück und machten Zypern innerhalb des Commonwealth selbständig, mit einer Verfassung, die den Türken volle Bechte zusicherte. 1974 putschten Offiziere der Nationalgarde gegen den Präsidenten Makarios, worauf türkische Truppen einmarschierten und der eigene türkisch-zypriotische Staat ausgerufen wur,de. Seither ist Zypern geteilt.

Schon seit 1964 ist eine UN-Friedenstruppe auf der Insel stationiert, um die feindlichen Brüder auseinanderzuhalten. Zu ihnen gehören auch Österreicher — sieben von ihnen sind am Sonntag durch Steinwürfe verletzt worden.

Das aber zeigt nur, wenn auch noch relativ harmlos, daß Friedenseinsätze mit Bisiko verbunden sind. Als die niederländischen Blauhelme in Bosnien zusahen, wie die Serben die muslimischen Männer von Sebrenica fortführten, war die Öffentlichkeit in der Heimat wie in der Welt empört. Was hätten sich die Österreicher jetzt anhören müssen, wenn sie „neutral" geblieben wären und sich die Schlägerei zu einem Blutbad entwickelt hätte?

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