Gross_Mayr - © Foto: Georg Pulling / Kathpress

Hildegard Goss-Mayr: Unbeugsame Friedenskämpferin

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Den Friedensnobelpreis hat sie nicht erhalten. Dafür wurde ihr 1991 der Niwano-Friedenspeis, das asiatische Pendant dazu, verliehen: Am 22. Jänner wird Hildegard Goss-Mayr 90 Jahre alt. Die 1930 in Wien als Tochter von Kaspar Mayr, führender Repräsentant der weltweit ersten ökumenischen Friedensbewegung „Internationaler Versöhnungsbund“, Geborene war mit ihrem Mann, dem französischen Widerstandskämpfer Jean Goss (1912-91) seit den 1950er Jahren im gewaltfreien Widerstand aktiv. Als in der Bundesrepublik Deutschland die Wiederbewaffnung begann, engagierten sich beide dagegen. Beim II. Vatikanum in Rom (1962–65) gelang es ihnen, Kardinal Alfredo Ottaviani, den Führer der Konservativen, für eine moralische Verurteilung des Krieges zu gewinnen; sie erreichten mit Unterstützung von Kardinal Franz König, dass das Anliegen der Gewaltfreiheit ins Konzilsdokument „Gaudium et Spes“ Eingang fand. Auf dem Konzil begegneten Jean und Hildegard lateinamerikanischen Bischöfen und ermunterten sie zu einem christlich motivierten, aber gewaltfreien politischen Kampf. In den 1970er Jahren engagierten sie sich aktiv in Lateinamerika – und gerieten ins Visier der dortigen Diktaturen. Hildegard wurde etwa in Brasilien inhaftiert. In Argentinien gründeten sie gemeinsam mit ihrem Mitstreiter Adolfo Pérez Esquivel, der dafür 1980 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, die gewaltfreie Widerstandsorganisation „Servicio Paz y Justicia“. Wenige Jahre später halfen Jean und Hildegard Goss der philippinischen „People Power“-Bewegung auf die Beine, die mit der „Rosenkranzrevolution“ 1986 den Sturz von Diktator Ferdinand Marcos erreichte. Nach Jean Goss’ Tod machte Hildegard 1993 in Madagaskar weiter. Die Erfolge, aber auch Niederlagen (Letztere in ­Ruanda oder im Kongo …) im gewaltfreien Kampf von Hildegard Goss-Mayr scheinen mehr, als ein Menschenleben fassen kann. Vor ihrem 90er meldete sich die in Wien lebende Friedenskämpferin und Ehrenpräsidentin des Internationalen Versöhnungsbundes zu Wort und sprach sich in einem Kathpress-Interview dafür aus, auf die zunehmend härter werdenden gesellschaftlichen Auseinandersetzungen („Hass im Netz“ …) mit Dialog bzw. neuen Initiativen zu antworten.

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