Barnier - © Foto: APA / AFP / Alain Jocard

Michel Barnier: Von Brüssel in den Élysée-Palast?

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Der frühere Brexit-Chefunterhändler der EU, Michel Barnier (70), will Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bei der Präsidentschaftswahl im April herausfordern.

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Der frühere Brexit-Chefunterhändler der EU, Michel Barnier (70), will Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron bei der Präsidentschaftswahl im April herausfordern.

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Er war der Mann hinter den Brexit-Verhandlungen, nun will er französischer Präsident werden: Michel Barnier hat vergangene Woche seine Kandidatur bekanntgegeben. Frankreich brauche einen Machtwechsel, um das Land zu versöhnen und wieder „wirklich handeln“ zu können, sagte der frühere französische Außenminister und Vizepräsident der EU-Kommission dem Fernsehsender TF1 vergangenen Donnerstagabend. „Unsere politische Familie droht zu verschwinden, wenn wir unsere Streitigkeiten nicht überwinden“, warnte Barnier. Denn Macrons Wahl im Mai 2017 löste ein Erdbeben im französischen Parteiensystem aus. Danach spaltete sich die konservative Volkspartei Les Républicains (Die Republikaner) auf: in „Konstruktive“, die Macron unterstützen, und in „Traditionalisten“, die auf die Eigenständigkeit der Republikaner pochen. Zu Letzteren zählt sich Barnier.

Geboren wurde er am 9. Jänner 1951 in der kleinen Gemeinde La Tronche unweit der Alpenstadt Grenoble. Der Alpenregion Savoyen stand er lange Jahre als Präsident vor. In den 1990er Jahren zog Barnier erstmals in die Pariser Regierung ein. Zunächst war er Umweltminister, später Agrar- und Außenminister. Bekannt wurde er aber vor allem in Brüssel: zunächst als Regionalkommissar, ab 2010 auf dem wichtigen Posten des Binnenmarktkommissars. Im Juli 2016 wurde er Brexit-Chefunterhändler. Auch nach dem Austritt der Briten war der dreifache Vater noch für die EU tätig: als Sonderberater von Kommissionschefin Ursula von der Leyen.

Bei der französischen Präsidentschaftswahl kommenden April will der 70-Jährige vor allem mit Vorschlägen zur Migrationspolitik punkten. Er verspricht im Fall eines Wahlsiegs einen vorläufigen Stopp der Aufnahme von Flüchtlingen und ein Referendum über Einwanderung. Zudem wolle er sich für den Klimaschutz einsetzen. Doch EU-skeptische Franzosen sehen Barniers Arbeit in Brüssel kritisch, in Umfragen zu den beliebtesten Politikern spielte der steif wirkende Politiker bisher keine Rolle. Als sein Vorbild sieht Barnier Ex-Präsident Nicolas Sarkozy. Dieser habe es geschafft, alle zusammenzubringen, sagte Barnier, deshalb habe er gewonnen.

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