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Milungener Durchbruch
Der Ausgang der Wahlen zum Kärntner Landtag war für die Großparteien überraschend: Die Sozialisten haben nicht, wie sie insgeheim und mit Recht befürchteten, Stimmen verloren, sondern einen unerwarteten Treueerweis des Wählers erfahren. Der Volkspartei ist es dagegen nicht gelungen, das heißersehnte dreizehnte Mandat zu erringen. Da es aber bei den Sozialisten für das neunzehnte Mandat auch nioht reichte, die Freiheitlichen und Kommunisten ihre Stellung halten konnten, bleibt das bisherige Kräfteverhältnis im Landtag (18 SP, 12 VP, 5 FP, 1 KP) unverändert. Sieht man von den Kommunisten ab, gingen die Wahlprognosen nur bei den christlichen Slowenen in Erfüllung. Sie konnten sich zwar nicht im Landtag placieren. (Ihr Stimmpotential wurde jedoch an vielen Orten unterschätzt.)
Die sozialistischen Wahlstrategen waren sich — vor dem 14. März — darüber einig, daß der Urnengang zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt stattfinden könnte. Umgekehrt rechneten sich die Funktionäre der Volkspartei aus, das Kärntner Volk hätte zu keinem geeigneteren Zeitpunkt zur Entscheidung aufgerufen werden können. Das sohlechte Allgemeinbefinden der SPÖ nach der Olah-Affäre, den Vorgängen in und um Vorarlberg, den Schwierigkeiten in der verstaatlichten Industrie und der Verurteilung zweier führender Parteifunktionäre in Klagenfurt gab pessimistischen Voraussagen eine durchaus reale Grundlage. Dazu kam (und kommt noch immer), daß der Nachfolger des abtretenden Landeshauptmannes nicht auf die ungeteilte Gefolgschaft der Kärntner Sozialisten setzen darf.
Diese Lage des Gegners im Auge, erhoffte sich die Führung der Volkspartei, daß ihre Kritik an den wirtschaftlichen Zuständen Kärntens nach zwanzig Jahren sozialistischer Herrschaft, verbunden mit einem Programm für die Zukunft, beim Wähler ankommen müßte. Hier soll vermerkt werden, daß sich die Volkspartei auf diesen Wahlgang überaus gründlich vorbereitet hatte. Die sozialistische Gegenpropaganda war auf diesem breiten Abschnitt des Wahlkampfes in eine wenig attraktive Verteidigung gedrängt. Die vermutlich entscheidende, stimmungsmäßige Wende führte das Ableben des Bundespräsidenten herbei. Noch in seinem Tod diente der große Sozialist seiner Partei und vergatterte die sozialistischen Wähler noch einmal hinter ihrer Kärntner Führung.
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