Joseph Maria Bonnemain - © Foto: Keystone/ picturedesk.com / Alexandra Wey

Neuer Bischof Joseph Maria Bonnemain

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Joseph Maria Bonnemain (72) wurde am 19. März zum neuen Bischof von Chur geweiht.

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Joseph Maria Bonnemain (72) wurde am 19. März zum neuen Bischof von Chur geweiht.

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Am Ende des Weihegottesdienstes tritt der neue Hirte vor seine Herde und spendet ihr seinen Segen. Dieses herrscherliche Ritual wird in der katholischen Kirche bis heute praktiziert. Aber bevor der eben zum Bischof von Chur Geweihte das tat, kniete Joseph Maria Bonnemain vor seiner Gemeinde nieder und ließ sich von ihr segnen: ein richtiges und starkes Zeichen zur rechten Zeit. Bonnemain verzichtet auch auf ein bischöfliches Wappen – auch dies ein Relikt aus der Zeit weltlicher Kirchenmacht. Und von den Bewahrern der „Tradition“ wurde Bonnemain darob schon vor seiner Weihe kritisiert.

Die Diözese Chur, zu dem auch die Urschweiz sowie der Kanton Zürich gehören, ist ein kirchliches Krisengebiet ersten Ranges. Besonders konservative Bischöfe provozierten die Spaltung zwischen kirchlichen Parteiungen. Dass Bonnemains Vorgänger Vitus Huonder sich im Ruhestand bei der schismatischen Pius-Bruderschaft einquartiert hat, zeigt, wie weit der Bischof an den rechten Rand abgedriftet ist. Huonders Generalvikar Martin Grichting verhinderte im November auch die Wahl des neuen Bischofs durch das Domkapitel: Der von Rom übermittelte Dreiervorschlag, auf dem auch Bonnemain gestanden war, war den Domherren zu wenig „katholisch“. Nun hat der Papst Bonnemain von sich aus als Bischof eingesetzt.

Grichting selber kam nicht zur Bischofsweihe, bei der Bonnemain auch andere klare Akzente setzte: Coronabedingt war der Dom nur schütter besetzt – aber drei Flüchtlinge und drei Prostituierte kamen auf Einladung des neuen Bischofs. Und die päpstliche Ernennungsbulle wurde nicht von einem Kleriker, sondern von der Leiterin der Zürcher Spitalsseelsorge verlesen. Bonnemain spendete dann auch den Spitzen der Reformierten Kirche der Schweiz die Kommunion. Dabei war der vatikanische „Ökumene- Minister“, Kardinal Kurt Koch, der soeben gegenüber den deutschen Katholiken das Kommunionverbot für Nichtkatholiken bekräftigt hatte, Hauptkonsekrator der Weihe. Dass Bonnemain seinem Wahlspruch „Der Mensch ist der Weg der Kirche“ schon bei seiner Weihe symbolisch so viel Ausdruck verliehen hat, lässt in der Schweiz viele hoffen. Noch etwas, das so gar nicht ins kirchliche Schwarz-Weiß-Schema passt: Bonnemain ist Angehöriger des Opus Dei.

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