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Reserven für bürgerliche Parteien
Etwas anders sieht es bei den niedersächsischen Wahlen aus. Die eben näher beschriebene Tendenz ist auch dort festzustellen, doch ist aus verschiedenen Gründen ein für die CDU und FDP noch günstigeres Wahlergebnis 1965 wahrscheinlich. In Niedersachsen gab es in der Deutschen Partei und dem BHE noch Reste von Splitterparteien. Von ihnen haben die CDU und die FDP profitiert, die einen Zuwachs von 9,3 Prozent beziehungsweise 2,3 Prozent verzeichnen konnten. Demgegenüber hält sich der Zuwachs der SPD mit 4,4 Prozent in Grenzen. Die Wählergemeinschaften hatten einen leichten Zuwachs auf 5,1 Prozent zu verzeichnen. Hier und in der relativ geringen Wahlbeteiligung von 74,9 Prozent liegen noch Reserven für die bürgerlichen Parteien.
Zerfall der kleinen Parteien
Das niedersächsische Ergebnis war aber nur e .i geringer Trost. Dort gab es nur 4,7 Millionen Wahlberechtigte gegenüber 11,2 in Nordrhein-Westfalen. Auch ist der Zerfall der kleinen Parteien der CDU
bereits in der Bundestagswahl 1961 zugute gekommen. Das Ergebnis ist selbst von solchen Optimisten wie dem geschäftsführenden Fraktionsvorsitzenden der CDU Barzel als eine Schlappe bezeichnet worden, der freilich als den eigentlichen Verlierer die FDP bezeichnete. Ganz offen wurden die Streitigkeiten innerhalb der Koalition als der eigentliche Grund des unerfreulichen Resultats bezeichnet. Die Berliner Sitzungsperiode des deutschen Bundestages wurde daher von Bun-
deskanzler Erhard dazu benutzt, die Gegensätze innerhalb der Koalition auszuräumen. Sehr erfolgreich war er mit diesen Bemühungen nicht. Die beiden heftigsten Kontrahenten CSU und FDP konnten an keinen Tisch gebracht werden. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP, der Innenminister von Nordrhein-Westfalen Weyer hatte noch vor der Kommunalwahl diesen Streit mit seiner Erklärung neu entfacht, es werde 1965 das erklärte Wahlziel der FDP sein, zu verhindern, daß Franz Joseph Strauß wieder ein Ministeramt erhalte. Strauß hatte, wie nicht anders zu erwarten, temperamentvoll reagiert. Einem von Erhard arrangierten Versöhnungsessen blieb er demonstrativ fern.
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