Vaclav Maly - © Foto: Wikipedia / Petr Vilgus (cc by 3.0)

Václav Malý: Bürgerrechtler und Bischof

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Václav Malý, einst Sprecher der Charta-77-Bewegung in der Tschecho­slowakei, heute Weihbischof in Prag, wurde 70 Jahre alt.

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Václav Malý, einst Sprecher der Charta-77-Bewegung in der Tschecho­slowakei, heute Weihbischof in Prag, wurde 70 Jahre alt.

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Vor 31 Jahren auf dem Prager Wenzelsplatz moderierte er neben dem späteren Staatspräsidenten Václav Havel (1936–2001) die Großdemonstrationen der „Samtenen Revolution“. Václav Malý hatte zuvor unter anderem als Heizer arbeiten müssen und konnte als katholischer Priester nur im Untergrund wirken. Am 21. September feierte der heutige Weihbischof seinen 70. Geburtstag.

Der gebürtige Prager Václav Malý wurde als junger Mann vom Aufbruch in der Tschechoslowakei geprägt. Gerade 18 Jahre alt, musste er die Niederschlagung des Prager Frühlings miterleben. Aufgrund der damaligen Ereignisse wollte er Priester werden, denn, so Malý in einem Interview, er habe gesehen, wie sich die Menschen veränderten und vorsichtiger wurden: „Ich wollte zeigen, dass es sich lohnt, das Evangelium zu bekennen.“ 1976 wurde Malý zum Priester geweiht, er blieb aber durch und durch ein politischer Mensch. 1977 unterzeichnete er die Menschenrechtserklärung Charta 77. Daraufhin wurde er als Pries­ter mit Berufsverbot belegt und musste 1979 wegen „Republik-Subversion“ für sieben Monate ins Gefängnis. Fortan wirkte er geheim, feierte „in Wohnungen oder im Sommer auch im Wald mit kleinen Gruppen Eucharistie“, hielt Bibelstunden und Vorträge. Das Engagement in der Charta 77 nennt er eine „Schule der Demokratie“, in der Menschen mit sehr verschiedenen Ansichten es dennoch schafften, sich zu einigen. Nach 1989 entschied sich Malý nicht für die Politik, sondern konnte als Pfarrer tätig sein, 1996 wurde er zum Weihbischof in Prag ernannt.

Ein politischer Mensch ist Václav Malý aber bis heute geblieben – ein bescheidener Zeitgenosse, in Lebensweise und Stil ganz anders als sein zum Barocken neigender Chef, Kardinal Dominik Duka von Prag. Immer wieder fordert er seine Landsleute zu mehr demokratischem Mittun auf. Die Freiheit sei 1989 „wie ein Geschenk“ dahergekommen, meinte er 2013 im Interview: „Aber die Menschen vergessen, dass sie selbst gefordert sind.“ Freiheit, so Malý, sei eine schwierige Sache. „Viele meinen, dass sich Freiheit auf ihr persönliches Leben beschränkt.“ Aber: „Ein befreiter Mensch muss sich in erster Linie anstrengen. Freiheit ist eine Mission für das ganze Leben.“ (ofri/KAP)

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