Beschworen haben ihn alle schon, aber kommt er jetzt wirklich, der große Krieg auf dem Balkan? Nun, vorerst wird jede militärische Aktion als Sicherungsmaßnahme (von Autobahr nen, Dörfern, Städten) deklariert. Nein, eine Offensive will niemand damit signalisieren, aber alle sichern sich einen möglichen Vorteil, bevor es losgeht; und öffnet bei der Fülle der militärischen Aktivitäten, die jetzt nach Ende des Waffenstillstandes, der keiner war, Platz greifen, der Eskalation Tür und Tor.
Franjo Tudjman, Kroatiens Präsident, steht unter Dauerbeschuß der extremen Nationalisten, die einen Status quo auf Dauer in der besetzten Krajina und in Ostslawonien nie dulden wollten und werden. Alija Izetbegovic in Bosnien, der immer als gemäßigt gegolten hat, will nicht länger Herr über ein zerstückeltes Land sein. Den bosnischen Serben kam jüngst das Kriegsglück abhanden; ihre Generäle müssen etwas unternehmen, so sie weiter bestimmenden Einfluß haben wollen.
Die Zeichen stehen auf Groß- ■ krieg. Jede Kriegspartei hat- j te Zeit zum Aufrüsten. Die tapsigen Verhandlungen des UN-Sonderbeauftragten Yasushi Aka-shi zur Verlängerung des Waffenstillstandes standen in keinem Verhältnis zu den parallel laufenden Deals mit Kriegsgerät. Wer diesen Krieg gewinnen wird, steht fest: zweifellos jene, die geschickt Embargos - wer schert sich eigentlich noch darum?- umgehen können. Wozu eigentlich noch UNO-Truppen in Kroatien und Bosnien stehen, weiß niemand. Die Hilflosigkeit steht ihnen ins Gesicht geschrieben.
Wir in Österreich dürfen und müssen uns auf weitere Hilfsmaßnahmen einstellen. Denn wie der Sieger steht auch der Verlierer fest: der einfache Mensch, der in Ruhe leben möchte, in seiner angestammten Heimat. Er wird wieder fliehen müssen, wird noch größerer Gewalt ausgesetzt sein -und auf jene Solidarität hoffen (dürfen), die ihm von seinen zu Feinden gewordenen Brüdern ver-, sagt wird.
