Stephansdom - © picturedesk.com / Imagno / Wien Museum   -  Wien aus der Vogelperspektive, kolorierter Holzschnitt von Niklas Meldeman, 1530

300 Jahre Erzdiözese: Wien jubiliert, ohne zu feiern

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Die Erzdiözese Wien wird 300 Jahre alt: Ihre Geschichte weist viele Entwicklungen und Persönlichkeiten auf, die für die Kirche und den Weg in die Moderne zukunftsweisend waren.

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Die Erzdiözese Wien wird 300 Jahre alt: Ihre Geschichte weist viele Entwicklungen und Persönlichkeiten auf, die für die Kirche und den Weg in die Moderne zukunftsweisend waren.

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Ohne Feiern, allerdings mit einem für Jänner 2023 terminisierten Symposium, begeht die Kirche von Wien am 1. Juni den 300. Jahrestag der Erhebung zur Erzdiözese. Am 1. Juni 1722 wurde die päpstliche Bulle „Suprema dispositione“ ausgestellt, die Wien kirchenrechtlich den Status einer Metropole gab.

Wiens Kirchengeschichte weist viele Entwicklungen und Persönlichkeiten auf, die für die Weltkirche, für die Theologie und für den Weg in die Moderne zukunftsweisend waren. Dass es hier dennoch viel später als in den Nachbarnationen zur Errichtung eines Erzbischofssitzes in der Hauptstadt oder in deren Großraum kam, hat mit der Aufteilung des ostfränkischen Missionsgebiets zu tun. „Die späte Wiener Diözesanerrichtung und späte Erhebung zur Erzdiözese ist ein Zeugnis für die Langlebigkeit kirchlicher Strukturen“, sagt der Wiener Kirchengeschichteprofessor Rupert Klieber im FURCHE-Gespräch aus Anlass des Jubiläums.

Von der Minidiözese zum Erzbistum

1469, als das Bistum Wien errichtet wurde, war es nur eine aus dem Passauer Gebiet geschnittene Minidiözese, die das Stadtgebiet und einige Dörfer umfasste. Im 18. Jahrhundert eroberte Österreich riesige Gebiete auf dem Balkan und stieg zur Großmacht auf. Die Residenzstadt wuchs zu einer Hauptstadt mit über 80.000 Einwohnern an und brauchte jetzt einen größeren Kirchenverwaltungssprengel – sehr zum Widerstand des Passauer Bischofs Raymund Rabatta und des Salzburger Erzbischofs Franz Anton Harrach.

1719 schrieb Kaiser Karl VI. direkt an Papst Clemens XI. Sein Nachfolger Innozenz XIII. ließ durchblicken, wenn der Kaiser Comacchio, einen Besitz des Kirchenstaates, zurückgäbe, würde er das Gewünschte bieten. Am 1. Juni 1722 stand endlich das Erzbistum Wien. Erster Erzbischof wurde der bisherige Bischof Sigismund von Kollonitsch (1716–1751). „Aber auch dieses Erzbistum war noch ein sehr künstliches Produkt. Im Grunde genommen hat erst Joseph II. (1780–90) mit einem Gewaltstreich neue Verhältnisse geschaffen“, so Klieber.

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