Wiener Diözesansynode - © Erzdiözese Wien

50 Jahre Wiener Diözesansynode: Das mutigste Experiment

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Im Frühjahr 2023 soll in Wien eine Diözesanversammlung zu dem von Papst Franziskus angestoßenen Synodalen Prozess zusammentreten. Gut wäre, wenn die Synodalen zuvor die Beschlüsse der Wiener Diözesansynode, die vor 50 Jahren veröffentlicht wurden, zur Hand nähmen.<br /> &nbsp;

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Im Frühjahr 2023 soll in Wien eine Diözesanversammlung zu dem von Papst Franziskus angestoßenen Synodalen Prozess zusammentreten. Gut wäre, wenn die Synodalen zuvor die Beschlüsse der Wiener Diözesansynode, die vor 50 Jahren veröffentlicht wurden, zur Hand nähmen.<br /> &nbsp;

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Es war vor 50 Jahren, zu Pfingsten 1972, als Kardinal Franz König, Generalvikar Franz Jachym und Ordinariatskanzler Helmut Krätzl mit großem medialen Echo das Handbuch mit den 986 Beschlüssen der dreijährigen Wiener Diözesansynode (1969–71) vorstellten. Trotz des seit damals völlig geänderten Umfelds ist vieles in den 986 Punkten weiterhin gültig und noch nicht eingelöst.

Wien (Stadt) hatte damals 1,27 Millionen Katholiken (78,2 Prozent) und war unbestritten noch eines der Zentren der Weltkirche. Zu Jahresbeginn 2022 waren gerade einmal 29,6 Prozent der Hauptstadtbewohner als Katholiken registriert. Sollte sich die Veränderungsdynamik fortsetzen, werden in zehn Jahren nur mehr 20 Prozent der Wiener katholisch sein.

Noch herausfordernder als der quantitative Rückgang ist aber der gesellschaftliche Relevanzverlust der Kirche. Nicht zuletzt die Missbrauchskrise hat diesbezüglich als Katalysator gewirkt. Die Kirche ist heute mit einer dominierenden Grundeinstellung konfrontiert, die ihr nicht mehr einen Status als moralische Autorität und rechtlich privilegierte Stütze der Gesellschaft zubilligt.

Sensation: Keine Priestermehrheit

Das Umfeld der Diözesansynode war schon von einer deutlichen Abschwächung der Konzils-Aufbruchstimmung der Jahre 1962 bis 1966 gekennzeichnet. Nur kurze Zeit später sollte es in den Niederlanden zur großen Krise und zu massenhaft Austritten kommen. In Österreich verliefen die 1970er-Jahre weitaus ruhiger, erst mit der Ära Groër (1986–95) kam es zu einer abrupten Redimensionierung.

Der Salzburger Kirchenhistoriker Roland Cerny-Werner hat sich in seinem Buch „Das Konzil kommt unten an“ ausführlich mit den drei wichtigsten „Diözesansynoden neuen Typs“ in Österreich – Salzburg, Wien und Linz – befasst. Das mutigste Experiment war demnach unbestritten die Wiener Synode, die Kardinal König 1966 initiierte. Sie war – so Cerny-Werner – „die erste Diözesansyn­ode nach dem II. Vatikanum weltweit, auf der Teile der Laiensynodalen in einem basisdemokratischen Verfahren von den Diözesanangehörigen selbst gewählt wurden“.

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