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Rudolf Mitlöhner

Chefredakteur

Meine Kolleginnen und Kollegen schreiben auf dieser Seite über ihr jeweiliges Ressort. Das Ressort des Chefredakteurs aber ist gewissermaßen "das Ganze". Da fällt mir immer der mehrmals wiederkehrende Satz aus Hofmannsthals "Unbestechlichem" ein: "Sie, lieber Theodor, übernehmen wieder die Aufsicht über das Ganze", lautet der Auftrag der Baronin. So bedeutsam und so diffus also ist "das Ganze". Immerhin, es hat mit "Unbestechlichkeit" zu tun, also mit einer inneren Unabhängigkeit, die gewiss eine ganz wesentliche journalistische Tugend ist, für Chefredakteure zumal...

Und dann habe ich da noch einen kühnen Gedanken der vor einigen Jahren verstorbenen evangelischen Theologin Dorothee Sölle im Hinterkopf: In einem ihrer klarsichtigen Aufsätze vergleicht sie einmal Gebet und Zeitunglesen: Beides sei eine Art des Sich-Vergewisserns über den "Gesamtzusammenhang". Um das geht es wohl: den Gesamtzusammenhang nicht aus dem Blick zu verlieren. Und in diesem Sinne darf man, jedenfalls als Furche-Redakteur, seine journalistische Arbeit vielleicht sogar als "Gebet" verstehen...

Robert Dengscherz

Art Director & Produktion

Wenn Wörter mit den Bildern spielen und starke Formen sich an klare Linien lehnen, dann ist die Arbeit wohlgetan. Gut gelüftet auf den Seiten, und immer wieder abgestaubt - frisch und jung möchte die Furche in den Spiegel schauen. Zuweilen frech, manchmal auch streng und möglichst elegant. Damit das Layout schon verspricht, was dann die Texte halten sollen. So das Ziel.

Der Weg ist Grübeln und Miteinander-Diskutieren, wie man etwas visualisieren kann; und manchmal sind auch Kämpfe auszufechten - gegen zu wenig Zeit und zuviel Text, der heilgefastet werden muss, damit die Seite nicht im wüsten Blei versinkt und auch ein bisschen schlichtes lichtes Weiß sein Daseinsrecht behaupten kann.

Mediation auch zwischen Mensch und Bits und Bytes: denn alle Räder stehen still, wenn Hard- und Software nicht mehr will. Computer müssen sich vertragen, der Deus ex machina darf kein Teuferl sein und will gezähmt und gut gebändigt werden, damit das Werkel läuft im Netz und bis zur Druckerei.

Und ab die Post.

Claudia Feiertag

Wirtschaft

Ein Artikel über den Reichtum von Bill Gates und darüber, was man tun muss, um selbst möglichst schnell ein paar Millionen Euro auf die Seite zu bringen. Ein Interview mit Frank Stronach über die Frage, wie er geschafft hat, was er geschafft hat. Die Kursentwicklungen an der Wiener Börse. Das Quartalsergebnis der omv. Das sind schon die Themen vieler anderer Medien, das muss nicht auch noch Thema der Furche sein.

Klar, auch im Wirtschaftsressort der Furche geht es nicht ohne Zahlen, aber es geht nicht um Zahlen. Auch in der Furche geht es nicht ohne Manager, aber es geht nicht um Manager. Es geht nicht um die, die Firmen leiten und Quartalsergebnisse verkünden, sondern um jene, die mit den Auswirkungen davon konfrontiert sind. Es geht um Entscheidungen im Welthandel und darum, wer von ihnen profitiert und wer unter ihnen leidet. Es geht darum, was für und was gegen neue Steuermodelle, Sozialstaat und Globalisierung spricht. Darum, dass man nicht aufhört, über die Wirtschaft zu diskutieren. Und darüber, in welche Richtung sie denn nun eigentlich gehen soll.

Otto Friedrich

Religion & Medien

Die Furche hat - für ein säkulares Medium ungewöhnlich - einen eigenen Religionsredakteur. Abgesehen von den Kirchenmedien findet man noch in den Religionsabteilungen des orf Kollegen, auf die die Bezeichnung "Religionsjournalist" zutrifft.

Religion ist längst wieder ein starker Player in der Gesellschaft - wenn auch oft nicht mehr in institutionell-kirchlicher Form. Angesichts dessen ist unabhängiger Religionsjournalismus, der die inner- wie außerinstitutionellen Entwicklungen der Religion verfolgt, ein Gebot der Stunde. Dazu kommt, dass gerade auf dem Gebiet des Religiösen tiefer liegende Strömungen zu entdecken und journalistisch freizulegen sind. Genau diesen Anliegen will "Religion" in der Furche Rechnung tragen.

Was für Religion gilt, trifft ähnlich aufs Thema "Medien" zu. Auch Medien sind Player, auch sie bedürfen journalistischer Bearbeitung und Kritik. Dass der Religionsjournalist der Furche auch deren Medienredakteur ist, sollte in diesem Licht nur auf den ersten Blick "exotisch" erscheinen.

Cornelius Hell

Feuilleton

Leicht und präzise, auf Fakten gestützt, aber aus einem erkennbar subjektiven Blick: So soll der Essay sein, der jede Woche das Furche-Feuilleton eröffnet. Architektur und Geschichte, Literatur und Musik und die vielen Facetten der Alltagskultur kommen darin zur Sprache. Es geht um Themen, über die Österreich spricht - oder sprechen sollte. Was auch bedeutet, über den österreichischen Tellerrand konsequent hinauszublicken: vor allem in die mittelosteuropäischen Nachbarländer, die in den österreichischen Medien sträflich vernachlässigt werden.

Weiters sind Ausstellungen ein eindeutiger Schwerpunkt - in jeder zweiten Ausgabe ist bildende Kunst ganzseitig repräsentiert. Sprech- und Musiktheater haben ebenfalls ihren festen Platz. Wie bei den Museen ist der Blick nicht nur auf Wien konzentriert; die Bundesländer sind fester Bestandteil der Berichterstattung. Auch Gespräche und Porträts, Glossen und Kommentare sind oft Kunst und Kultur gewidmet. Gegen neoliberale Kultur-Reduktion und ohne Seitenblicke auf folgenlose Events ist das Feuilleton ein Ort der Nachdenklichkeit.

Doris Helmberger

Gesellschaft, Bildung, Film

Gesellschaft" ist ein mühsames Geschäft: ein Oszillieren zwischen hard facts und human touch; eine Zuständigkeit in undankbaren Zweifelsfällen; eine Zwangsverpflichtung zum Abwehrkampf bei Post, Mail und Telefon ("Sind Sie die zuständige Redakteurin für Laserdrucker?"); und dazu ist man noch Ziel redaktionsinterner Zoten, wenn sich die Furche-Low-Society ausnahmsweise einmal der High Society widmen will ("Fürst Rainier ist auch gestorben." - "Natürlich, unsere Kollegin von der Yellow Press...").

Dabei ist in der Furche-Gesellschaft für Prinzen & Partys ohnehin kein Plätzchen frei. Für Frauen & Film schon mehr. Für Kinder & Karriere quasi regelmäßig. Und Bildung & Bioethik haben überhaupt ein Dauer-Abonnement - was den Art Director bei der Foto-Fahndung nicht selten in den Wahnsinn treibt. ("Welche Stammzelle nehmen wir diesmal?")

Wie gesagt: "Gesellschaft" ist ein mühsames Geschäft. Aber in der Furche-Fassung so fabelhaft bunt, dass man auf die Grimaldis gern verzichtet.

Wolfgang Machreich

Politik

Politik" steht auf meiner Visitenkarte, "Politik" heißt mein Ressort in der Furche. Ich werde oft gefragt, welche Politik denn konkret damit gemeint ist: Innenpolitik? Außenpolitik? Europapolitik? Minderheitenpolitik? Menschenrechtspolitik?... Und wenn ich darauf antworte: "Einfach Politik, die ganze Politik", dann denke ich dabei auch an den Titel eines James-Bond-Films: "Die Welt ist nicht genug". So stell' ich mir mein Ressort vor, so weit möchte ich das Politik-Ressort der Furche fassen: von der Roma-Siedlung in Oberwart über die Demokratiebewegung in Weißrussland bis zur ersten gewählten Frau in der omanischen Madschlis und darüber hinaus...

Das hat nebenbei, so wie bei James Bond, einen großen Vorteil - für den Redakteur und für die Leserinnen und Leser: Es geht zwar auch bei uns irgendwie immer ums Gleiche, aber es wird einem dabei wenigstens nicht fad. Und fad darf Politik in der Furche auf keinen Fall sein. Denn dass wir uns mit langweiliger Politik beschäftigen, dazu haben wir in der Furche keinen Platz: Das Jahr hat nur 52 Wochen, und die Welt ist groß.

Brigitte Schwens-Harrant

Literatur

Die Furche hat echte Leser! Eine interessantere Zeitung hätte ich also nicht wählen können, als ich mich vor drei Jahren in die Furche-Redaktion locken ließ, um das Literatur-Ressort zu übernehmen. Mir ist wichtig, dass die Rezensionen der Furche hohen sprachlichen Ansprüchen genügen, dass sie keine billigen Verrisse darstellen, sondern respektvolle Kritik von kompetenten Lesern, dass nicht nur Bekömmliches, sondern auch schwer Verdauliches, nicht nur das ohnehin Beachtete Platz findet, sondern auch Unbekanntes, dass österreichische Literatur, Lyrik und Kinder- und Jugendliteratur ihren Ort bekommen.

Wie aufmerksam Furche-Leser Woche für Woche die Literaturseiten verfolgen, beweist so manche Begegnung in der Wiener Innenstadt. Denn obwohl ein Literaturressort ständig (im Zug!, im Kaffeehaus!, auf dem Berg!, hinterm Ofen!, in der Redaktion! ...) liest und schreibt, kann es passieren, dass es - falls von den Lesern erkannt - angesprochen wird: Sie haben ja letzte Woche nichts geschrieben! Aufmerksamere Leser hätte ich nicht wählen können.

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