Abruptes Ende in Graz

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Das derzeitige Procedere bei Bischofsernennungen sei ebenso kritischen Anfragen ausgesetzt wie es andere Modelle wären: Der neue steirische und scheidende Kärntner Bischof Egon Kapellari zeigte sich in den ersten Interviews nach seiner Amtsübernahme in Graz jedenfalls wenig beeindruckt von den offenkundigen Systemschwächen, die auch beim aktuellen Bischofswechsel zu Tage traten. Seit zwei Jahren gab es immer wieder Gerüchtewellen, die zuletzt auch noch vom Bischofsbruder in St. Pölten angeheizt wurden. Bischof Johann Weber erfuhr den Namen des Nachfolgers am Vortag seiner Abberufung: Eine Institution, die mit ihren Amtsträgern, welche sie - wie Weber mehr als 30 Jahre lang - mit aller Lebens- und Herzenskraft getragen und verteidigt haben, so umgeht, bedarf der Reform - in Struktur-, nicht in Glaubensfragen.

Bischof Kapellari erklärte bei seiner Abschiedspressekonferenz in Klagenfurt, er habe sich eine "rahmenhafte Kompetenz" bei der Wahl seines Nachfolgers ausbedungen, die verhindere, "dass unnötige Turbulenzen, ja zerstörerische Turbulenzen" ausgelöst würden. Diese Aussagen zeigen: Auch dem neuen Grazer Hirten ist klar, dass das steirische Nachfolgespiel alles andere als eine vorbildliche Vorstellung war.

Das letztlich doch abrupte Ende der Ära Weber in Graz ließ wenig Raum zum Abschiednehmen: Auch das sollte einem Bischof, der seine Diözese und die österreichische Kirche so geprägt hat, gegönnt sein. Es ist Johann Webers bleibendes Verdienst, mit "steirischer Breite" und Ausgeglichenheit die Kirche des Landes durch große Schwierigkeiten geführt zu haben. Auch die furche verdankt ihm Engagement und Treue in stürmischen Zeiten.

Einen "Volksbischof wie Weber" wünschten sich viele Steirerinnen und Steirer. Bekommen haben sie den Intellektuellen Kapellari, der sein Amt auch in Graz wohl ganz anders anlegen wird als sein Vorgänger.

Bischof Weber wurde in seiner Kirche nicht müde zu trommeln: "Wir brauchen eine Koalition nachdenklicher Menschen!"

Diesen Leib- und Leitsatz des emeritierten Hirten kann sein Nachfolger aber nahtlos übernehmen: Die Kirche - in der Steiermark und anderswo - braucht eine derartige Kolation mehr denn je.

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