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Das Wasserglas auf meinem Schreibtisch ist halbleer. Und zwar prinzipiell. Das muss natürlich nicht so sein, es könnte auch halbvoll sein, es könnte sogar fast überschwappen, Purzelbäume schlagen und meine Tastatur und alles mit sich reißen in einem gurgelnden Strom aus Hysterie und Verzweiflung aber ich schweife schon wieder ab.

Fokussiert positiv bleiben ist nämlich gar nicht so leicht. Vor allem nicht für Ungeübte. Dass mir ein latenter Hang zum Negativen innewohnt, dass mir das Haar im Zweifel immer näher ist als die noch so gute Suppe, habe ich schon länger vermutet. So direkt ins Gesicht gesagt hat mir das aber erst der Große. Ich müsse immer an allem herumkritisieren, hat er mir vorgeworfen, immer herummäkeln, immer jammern, immer korrigieren. Und vor allem ihn. Dabei werde so eine Handschrift in der digital era von heute doch völlig überbewertet.

Ich war total betroffen, nicht nur wegen des infernalischen Gekrakels. Der junge Mann hat Recht, völlig Recht. Warum nur richte ich meinen Blick nicht auf das Wahre, Gute und Schöne, sondern auf die Abgründe dazwischen? Warum verschwende ich meine Lebenszeit auf bissige Hunde und nicht auf süße Hummeln? Weil sie bald aussterben vielleicht?

Es ist ein Jammer. Dabei wäre positives Denken laut Dr. Google gar nicht so schwer. Man muss nur neun simple Tricks beherzigen: 1. Konzentriere dich auf deine Schokoladenseite. 2. Würdige, was du schon geschafft hast. 3. Praktiziere echte Wertschätzung. 4. Suche dir bei den Menschen aus deinem Umfeld positive Aspekte. 5. Erinnere dich mindestens ein Mal am Tag an etwas, bei dem du dich gut gefühlt hast. 6. Visualisiere dich in Momenten des Erfolgs. 7. Gönne dir Glück. 8. Freu dich über kleine Erfolge. Und 9. Schalt die Nachrichten aus.

Ich habe gute Ausreden immer schon gemocht. Glück muss man haben -sogar beim positiven Denken.

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