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Der Papst zwischen Calvin und Luther bei Tisch. Sichtlich angewidert lehnt er ab, was ihm Calvin serviert. Luther, an der Laute, ist vergeblich um Harmonie bemüht. Rechts kniet am offenen Feuer ein Diener, wahrscheinlich ist die Täuferbewegung gemeint, die am Tisch der drei anderen keinen Platz bekommen hat. Von links tritt eine Frau herein und hält der Tafelrunde den Ölzweig hin. Der Friede mahnt die Kirchen zur Toleranz - so heißt dieses holländische Gemälde, das kurz nach der Unterzeichnung des Augsburger Religionsfriedens entstanden sein dürfte. Derzeit ist das Bild im Rahmen der großen Jubiläumsausstellung in Augsburg zu sehen anlässlich 450 Jahre Augsburger Religionsfriede. Die epochale Bedeutung für die europäische Geschichte kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Augsburger Religionsfrieden ist der erste Vertrag, der unterschiedliche Glaubensbekenntnisse gelten ließ.

Vieles blieb noch ungeregelt, die Reformierten etwa blieben unberücksichtigt. Aber ein Anfang war gemacht, das mittelalterliche Ketzerrecht überwunden und der Weg eingeschlagen, der letztlich zu Religionsfreiheit und Menschenrechten führen sollte. Die Kirchen mussten lernen, mit der Tödlichkeit ihrer exklusiven Wahrheitsansprüche Schluss zu machen und ihre Identität unter den Bedingungen religiöser Vielfalt zu leben.

Die Augsburger bieten ein umfangreiches Programm, von Diskussionen bis zum großen, mehrtägigen Friedensfest. Was bedeutet die Erinnerung an eine weit zurückliegende Vergangenheit für das interkulturelle Zusammenleben in der Stadt heute? Es geht um das Miteinander von unterschiedlichen Menschen, um einen Dialog auf Augenhöhe und um das Anerkennen von Unterschieden. Dazu passt das Motto: Nur wer sich kennen lernt, kann sich vertragen!

Der Autor ist Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche A.B.

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