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Annäherung der Orientalen

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Auf diese Weise würde die Atmosphäre zwischen orthodoxen und unierten Orientalen weiter entspannt. Die einen würden die anderen wieder als vollwertige und gleichberechtigte Orientalen anerkennen — die einen hinsichtlich der Orientalität, die anderen hinsichtlich der Katholizität. Auch käme wohl niemand mehr auf den Gedanken, den anderen einfach zu absorbieren, wie es während der Geschichte der Union von beiden Seiten wiederholt versucht wurde. Die bereits jetzt mit dem Bischof von Rom in Gemeinschaft stehenden orientalischen Teil kirchen sind das Barometer für die ökumenischen Bemühungen zwischen Ost und West.

Man muß das „Dekret über die katholischen Ostkirchen“ zusammen mit dem den orthodoxen Kirchen gewidmeten Teil des dritten Kapitels des ökumenismusdekretes lesen, um die wirkliche Änderung in der Haltung Roms zu erkennen. Darin wird den orthodoxen Ostkirchen feierlich bestätigt, daß sie das authentische Erbe der Kirche bewahrt haben. Das bedeutet nicht nur ihre Anerkennung als Kirche überhaupt, sondern als gleichberechtigte neben der lateinischen Schwesterkirche. Wenn im Ostkirchendekret gesagt wird, den Patriarchen sollten die "ollen Rechte, wie sie sie im ersten Jahrtausend hatten, zurückgegeben werden, dann heißt das vor dem Hintergrund des ökumenismusdekretes, daß die Rechte der orthodoxen Patriarchen schon jetzt voll anerkannt sind., Wenn dem so ist — und daran kann I kein Zweifel bestehen —, sollten alle Möglichkeiten erwogen werden, um die Überlegungen Erzbischof Zogh- bys bald zu realisieren, daß sich nämlich die Unierten „schon jetzt“ der orthodoxen Jurisdiktion unterstellten. Diese Möglichkeit bezeichnet der unierte Erzbischof als „wunderbar“ und fährt fort: „Alle Unierten, die von einem fortschrittlichen ökumenischen Geist beseelt sind, könnten sich nichts Besseres wünschen.“

Der Weg des Opfers ist der Weg zur Einheit

Solche Gedanken hätten dem Erzbischof noch vor acht Jahren den Vorwurf schismatischer Tendenzen eingebracht. Heute haben, derartig kühne Überlegungen eine und die einzige Aussicht auf Erfolg. Es geht nicht mehr um „Rückkehr nach Rom“, sondern um den Modus, wie sich das orientalische Verständnis von der Autonomie und Autokepha- lie in den Kirchen des Ostens mit der kirchlichen Gemeinschaft mit dem Papst vereinbaren läßt. Diesen Modus zu finden und vorzuleben, ist heute Aufgabe der Unierten, selbst wenn das mit vorübergehenden Nachteilen verbunden wäre, wie Erzbischof Zoghby sie für den Fall aufzeigt, daß „die Oberhäupter der unierten Kirchen auf ihre Patriarchentitel verzichten und diese den orthodoxen Kirchenführern überlassen“. Ein solcher Schritt ist nach seinen Worten „eine bedeutungsvolle und weittragende ökumenische Tat“, die mithelfen würde, „den Tag der Wiedervereinigung zu beschleunigen“ und durch den, wie er in anderem Zusammenhang formuliert, „die Unierten durch ihren Beirtitt zur Orthodoxie keine getrennte Existenz mehr nötig haben“.

Freilich, dieser Schritt erfordert großen Opfermut. Aber der Weg des Opfers wird für die Lateiner, die Unierten und die Orthodoxen am Ende der einzige in Richtung auf die Einheit sein. Es ist der Weg der Kirche überhaupt, weil es der Weg ihres Stifters ist. Ökumenisches Denken und Handeln ist nur fruchtbar in der ständigen Konfrontation mit seinem Auftrag. Von der Größe der Hingabe an diesen Auftrag hängt es ab, wie intensiv die Bemühungen um die volle kirchliche Gemeinschaft sind. Alle Rangstreitigkeiten und Zänkereien um gesetzliche Verpflichtungen sind demgegenüber, wie es in der aus dem Brief an Titus entnommenen Epistel des Festes der heiligen Väter des siebten ökumenischen Konzils in der orientalischen Liturgie heißt, „unnütz und eitel“.

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