Anwältinnen gemeinsamer Verantwortung

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In Erinnerung an den Begründer der Judaistik und Vorreiter des christlich-jüdischen Dialogs in Österreich, Kurt Schubert (1923-2007), hat das "Forum für Weltreligionen" den Kurt Schubert-Gedächtnispreis für Interreligiöse Verständigung" zum vierten Mal vergeben. Der vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich, dem Katholischen Akademikerverband, dem Stift Klosterneuburg sowie dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Verständigung mit getragene Preis wird heuer in Erinnerung an Kurt Schuberts "lebenslangen und unbeugsamen Widerstand gegen das gottlose System des Nationalsozialismus" sowie "seine tiefe Verehrung für dessen unzählige Opfer" verliehen. Die beiden Preisträgerinnen hätten sich, so die Jury-Begründung, in diesem Bereich besondere Verdienste erworben.

Preisträgerin Irmgard Aschbauer initiierte ab 1973 als Mitarbeiterin des Katholischen Akademikerverbandes Linz die dortige "Begegnung in der Synagoge" und andere Initiativen des christlich-jüdischen Gesprächs. Ab 2009 war die studierte Historikerin Vorsitzende der Lagergemeinschaft Mauthausen und begründete deren Nachfolgeorganisation "Mauthausen Komitee" mit. Über Jahrzehnte hinweg bemühte sich Aschbauer um ein adäquates Gedenken der Opfer des NS-Regimes, sie trat für die Aufarbeitung der historischen Fakten ebenso ein wie für deren Vermittlung in Erwachsenenbildungs- und Jugendprogrammen.

Zwischen Christen- und Judentum

Ruth Steiner, die zweite diesjährige Preisträgerin, wurde als Tochter jüdischer Emigranten in Manila geboren. Ende der 1950er-Jahre kehrte sie nach Wien zurück und wurde katholisch. Die langjährige Generalsekretärin der Katholischen Aktion Österreich (1986-2000) verstand und versteht sich als Grenzgängerin zwischen Christen- und Judentum - und hat dies auch in mehreren Büchern dargelegt. Bis heute geht sie in Schulen und zu Erwachsenenbildungsveranstaltungen, um über diese Erfahrungen zu erzählen und für das Gedenken an die Schoa einzutreten. Es gehe nicht um eine kollektive Schuld, so Steiners Überzeugung, wohl aber um eine "gemeinsame Verantwortung". Alle Nachgeborenen müssten sagen können: "Nie wieder!" Ruth Steiner war Initiatorin des Arbeitskreises für christlich-jüdische Verständigung der Katholischen Aktion und sitzt im Vorstand des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Verständigung. 1993 gehörte sie zu den Organisatorinnen des "Lichtermeeres" gegen Ausländerfeindlichkeit, der bis heute größten Demonstration in der Zweiten Republik.

Am 3. März übergibt der Linzer Bischof Manfred Scheuer, er ist in der Bischofskonferenz auch für den christlich-jüdischen Dialog zuständig, den Kurt Schubert-Preis. Auch Altbischof Maximilian Aichern und Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg werden bei der Veranstaltung im Linzer Priesterseminar das Wort ergreifen.

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