Anwalt einer fröhlichen, nichtresignativen Kirche

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Man könnte ihm, seinem Vornamen gemäß, den Titel "Hans Dampf in allen Gassen" verleihen - natürlich nur mit dessen positiver Konnotation. Denn was Hans-Walter Vavrovsky auszeichnet, war und ist die Breite seines Wirkens und die Vielfalt der Themenfelder, auf denen sich diese herausragende Priesterpersönlichkeit der Erzdiözese Salzburg bewegt. Mit 1. September hat Vavrovsky nach 33 Jahren die geistliche Leitung des Salzburger Bildungszentrums St. Virgil abgegeben, am 17. Oktober wird sein Abschied gefeiert. Man kann es auch als eine Art Abschiedsgeschenk ansehen, dass St. Virgil vor wenigen Monaten den "Hans-Walter Vavrovsky Dialogpreis" ausgelobt hat, der alle drei Jahre für Projekte des Dialogs in Kirchen und Gesellschaft verliehen wird. Dieser Preis führt Vavrovskys Lebensthema Dialog weiter, für das er in verschiedenen Bereichen steht.

Zum einen im innerkirchlichen Feld: Vavrovsky, der bei Joseph Ratzinger in Münster studiert hat, blieb dem späteren Kardinal und Papst Benedikt XVI. bis heute verbunden. Gleichzeitig galt er nie als konservativer Kirchenmann, sondern als liberaler Brückenbauer zu allen kirchlichen Parteiungen - gerade in jener Zeit, in der Rom auch für die Erzdiözese Salzburg ein streng konservatives Regiment vorgesehen hatte. Dass die Ortskirche in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts aber nicht zerbrach, sondern Luft zum Atmen auch für die konzilsbewegte Generation da war, ist dem Weitblick dieses Kirchenmannes mit zu verdanken.

Als Mitglied des Salzburger Domkapitels wirkte Vavrovsky an den Erzbischofswahlen von Georg Eder (1988), Alois Kothgasser (2003) und Franz Lackner (2013) mit, bei letzterer als die Wahl leitender Domdechant. In den Jahrzehnten seines Wirkens wurde das Bildungszentrum St. Virgil zu einer führenden Dialog-Institution in Österreich - in der Ökumene (nicht zuletzt mit den Ostkirchen), im interreligiösen Gespräch, aber auch in gesellschaftlichen und politischen Fragen. Ein besonderes Augenmerk legte Vavrovsky auf die Begegnung von Kirche und Kunst - dass "sein" St. Virgil nach Plänen des Architekten Wilhelm Holzbauer entstand und dessen Kapelle mit weit über Salzburg hinaus bekannten Fresken von Josef Mikl geschmückt sind, mag als Aufweis dafür gelten.

Vavrovsky, der seit 2004 Ehrenprälat des Papstes ist, steht bis heute für eine fröhliche und nichtresignative Kirche. Kaum zu erwarten, dass der nunmehr 72-Jährige in seinem Ruhestand "eine Ruh geben" wird.

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