Auch das "methodistische Brot" ist kein Hendlfutter

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Zur Auseinandersetzung über die gemeinsame Eucharistiefeier eines katholischen und eines methodistischen Geistlichen in Salzburg gab es viele Leserreaktionen. In furche 48, Seite 10/11, äußerten sich zwei Leser auch über die methodistische Kirche. Nachfolgend erwidert Helmut Nausner, methodistischer Superintendent von Österreich, darauf.

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Zur Auseinandersetzung über die gemeinsame Eucharistiefeier eines katholischen und eines methodistischen Geistlichen in Salzburg gab es viele Leserreaktionen. In furche 48, Seite 10/11, äußerten sich zwei Leser auch über die methodistische Kirche. Nachfolgend erwidert Helmut Nausner, methodistischer Superintendent von Österreich, darauf.

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Herr Walter Heimerl spricht in seinem Beitrag vom "methodistischen Brot" beim Abendmahl, das, weil nicht wirklich gewandelt, auch als "Hendlfutter" verwendet werden kann. In solcher Redeweise kommt eine Art von Überheblichkeit und Lieblosigkeit zum Ausdruck, die christlicher Bemühung um gegenseitiges Verstehen nicht hilfreich ist. Herr Walter Heimerl wird einen methodistischen Gottesdienst wohl kaum aus eigener Erfahrung kennen.

In der methodistischen Kirche wird weniger die Verwandlung von Brot und Wein erwartet, aber sehr wohl die Verwandlung der Menschen, die am Gottesdienst teilnehmen. In der Epiklese unserer Abendmahlsliturgie heißt es: "Gieße deinen Geist über uns aus, die wir hier versammelt sind, und über diese Gaben von Brot und Wein. Lass sie für uns Leib und Blut Christi sein, damit wir, erlöst durch sein Blut, für die Welt der Leib Christi sein können. Mache uns durch deinen Geist eins mit Christus, eins miteinander und eins im Dienst für die Welt, bis Christus als letzter Sieger kommt und wir bei seinem himmlischen Festmahl feiern ..." Die Frage nach dem rechten Verständnis des Abendmahls ist auch Gegenstand des Dialogs, den die römisch-katholische und die methodistische Kirche seit 1967 führen. Dass der Dialog immer noch geführt wird, ist sicher Ausdruck der Hoffnung, dass es auf jeden Fall zu einem besseren gegenseitigen Verstehen kommt und vielleicht auch zu einer Einheit, deren Form und Ausmaß jetzt noch nicht sichtbar ist.

Keine Christen?

Dass Herr Universitätsprofessor Hermann Haupt in seinem Brief uns methodistischen Christen das Christsein abspricht, weil wir John Wesley unseren Grüder nennen, wundert mich sehr. Als sich die methodistische Kirche aus der anglikanischen Kirchengemeinschaft herausgelöst hat, war es ganz klar, dass zwar neue Akzente gesetzt werden, aber dass nicht Kirche neu gegründet wird. Methodistische Christen verstehen ihre Kirche im Zusammenhang mit der christlichen Tradition von Anfang an, und darum beten wir nicht nur das Vaterunser, sondern auch die großen Glaubensbekenntnisse der Christenheit und lesen in unseren Gottesdiensten und in der persönlichen Frömmigkeitsübung die Heilige Schrift. Sie sprechen ja auch nicht den verschiedenen Orden in der römisch-katholischen Kirche ihr Christsein ab, nur weil sie bestimmte Personen als ihre Gründer nennen und verehren (Franziskus, Dominikus et cetera).

Und weil Herr Professor Haupt nach einem Kirchenbegriff fragt, gebe ich ihm geme zwei Formulierungen aus der methodistischen Tradition. In den Glaubensartikeln der evangelisch-methodistischen Kirche, die sie von den anglikanischen Glaubensartikeln übernommen hat, heißt es: "Die sichtbare Kirche ist eine Gemeinschaft von Gläubigen, in welcher das reine Wort Gottes gepredigt wird und die Sakramente in allen notwendig zu denselben gehörigen Stücken nach Christi Anordnung richtig verwaltet werden." (Art. 13) Im 19. Jahrhundert ist eine neue Formulierung versucht worden. Sie lautet: "Wir glauben, dass die christliche Kirche die Gemeinschaft aller wahrhaft Gläubigen unter Christi Herrschaft ist. Wir glauben, dass sie eine, heilige, apostolische und allgemeine Kirche ist. Sie ist die Gemeinschaft, in der Gottes Wort durch von Gott berufene Menschen gepredigt wird und in der die Sakramente nach Christi Anordnung richtig verwaltet werden. Unter der Wirkung des Heiligen Geistes dient die Kirche der Anbetung Gottes, der Erbauung der Gläubigen und der Erlösung der Welt."

Wie Kirche richtig zu verstehen ist, ist seit Jahren Gegenstand ökumenischer Gespräche. Dass Rom gerne allen anderen Traditionen sagen möchte, was als richtig zu glauben ist, ist auf Grund der Geschichte verständlich. Aber Rom hat sich auf einen geschwisterlichen Dialog mit verschiedenen christlichen Traditionen eingelassen, denen sie laut "Dominus Iesus" nicht gerne das Attribut "Kirche" zugestehen möchte, aber bei denen sie doch Wirkungen des Heiligen Geistes sieht und diese anerkennt. Hier stehen unterschiedliche Erfahrungen und Auffassungen nebeneinander. Wie die Gespräche ausgehen werden, ist offen. In keinem wird letztlich ein Machtwort (von wem immer gesprochen) den Ausschlag geben, sondern von Gottes Heiligem Geist geschenkte neue Einsichten.

Gott ist mit seinen Kirchen nicht fertig. Aber sie sind nicht für die Ewigkeit bestimmt. Denn nach der Schrift sind die Kirchen nur Gestalten für den Übergang. Das sollte uns miteinander demütiger machen. In Seinem Reich werden Kirchen nicht mehr gebraucht, denn dann wird Gott alles in allem sein (siehe Offb 21,22).

Superintendent Helmut Nausner, Methodistenkirche in Österreich1100 Wien, Landgutgasse 39/7

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