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Das Konzept der Dornbirner Kirchenfachmesse "Gloria" scheint aufzugehen. Heuer gab es mehr Programm, mehr Aussteller - und auch mehr Kitsch.

Vor drei Jahren, bei der ersten "Gloria"-Kirchenfachmesse in Dornbirn stand die Frage, ob auch Religionen in den (wirtschaftlichen) Wettbewerb treten sollen, noch etwas bang im Raum. Man kann Heilsbotschaften nicht so wie in einem Supermarkt anbieten, sagen die Kritiker. Die Messe bietet den Raum, um sich ein umfassendes Bild über aktuelle kirchliche Strömungen zu machen, sagen die Organisatoren.

Die Qualität der rund 200 Aussteller war sehr unterschiedlich. Die professionell vorbereitete Teilnahme von 45 kirchlichen Institutionen, allen voran die katholische Kirche mit einem "Zelt des Wortes", bot auch kritisch interessierten Menschen Orientierung zwischen den kitschigen Figuren des heiligen Christophorus und der Gottesmutter mit dem Kinde.

Einen "wahren Propheten" nannte Vorarlbergs Landeshauptmann Herbert Sausgruber am Donnerstag bei der Eröffnung der "Gloria" im Dornbirner Messegelände Geschäftsführer Roland Falger, der schon im Vorhinein gewusst hatte, dass 10.000 Besucher kommen würden. Landeshauptmann Sausgruber anerkannte würdigend die Leistungen der Messe. "Die Gloria' war damals vor drei Jahren ein Experiment", meinte er: "Ein gelungenes Experiment."

Auch der grippekranke Bischof Klaus Küng ließ es sich nicht nehmen, persönlich die "Gloria" zu eröffnen. "Gott ist immer hoch im Kurs, ob die Menschen es wollen oder nicht" lautete seine Botschaft.

Das Begleitprogramm der Eröffnungszeremonie war von Marketingchefin Margit Hinterholzer bewusst peppig inszeniert. 46 "Frechdachse" der Volksschule Götzis-Berg intonierten mit Bandleader Clemens Weiß die offizielle Hymne (Gloria) der Kirchenmesse. Die Gospelsänger Isabelle Siyou und Joe Fessele aus Ulm begeisterten mit ihren Auftritten.

Ökumene-Projekt TransFair

Die Messeleitung setzte dieses Jahr noch ein weiteres Zeichen. Bei der Eröffnung erhielten alle Gäste eine Kostprobe des TransFair Orangensaftes der Vorarlberger Firma Pfanner und süße Köstlichkeiten aus den Weltläden. Im Vorfeld zur Fair Trade Fiesta, die am 18. November in Feldkirch staffindet, wurden die 300 geladenen Gäste über die laufende Kampagne zur Förderung des Fairen Handels beim Empfang informiert.

Auf einem eigenen Stand wurde das Prinzip von TransFair erkärt: Die Produzenten erhalten für die Rohstoffe faire Preise, unabhängig von den Weltmarktpreisen. Die Menschen in den Entwicklungsländern können ihre Existenz weitgehend sichern und soziale Mindeststandards in punkto Gesundheit und Bildung erreichen. Die derzeit laufende Kampagne hat das Ziel, fair gehandelte Produkte in alle Supermärkte zu bringen und den Anteil an fair gehandelten Produkten zu verzehnfachen.

Das Angebot auf der "Gloria" reichte dieses Jahr von Büchern und Computerprogrammen über Kunsthandwerk, Klosterprodukten, Kerzen, Krippen bis zu Liturgischen Behelfen, Medienausstattung, Messwein und Pilgerreisen.

Die "Gloria" war aber mehr als nur ein Forum für den Austausch von technischen Lösungen für viele Fragen rund um die Kirche. Sie ist ein Treffpunkt für Christen geworden, die auf Sinnsuche sind und einmal auf dem "religiösen Markt" schmökern möchten. Und zumindest der Auftritt der kirchlichen Gemeinschaften war ausgesprochen professionell.

"(K)eine Zeit zum Sterben"

Das dichte Programm von Vorträgen und Diskussionsrunden hat die Messe im Jahr 2002 attraktiver gemacht. Die hohe Teilnehmerzahl bei den einzelnen Programmpunkten hat gezeigt, dass gerade heute viele Menschen mit religiösen Fragen beschäftigt sind. Das Katholische Bildungswerk lud täglich zu den "Gloria"-Talks mit namhaften Geistlichen, Politikern und Wissenschaftern zu Themen wie "Wie viel Demokratie funktioniert in der Kirche?" oder "Sind die Religionen Friedensstifter?"

So war beispielsweise die von Tyrolia-Verlag und Furche veranstaltete Podiumsdiskussion "Keine Zeit zum Sterben, Euthanasie - Problem oder Lösung" sehr gut besucht. Caritas-Seelsorger Elmar Simma (Hospizbewegung Vorarlberg), Hans Wehrli (EXIT - Vereinigung für humanes Sterben) sowie Karin E. Leiter, Autorin des Tyrolia-Buches "(K)eine Zeit zum Sterben", setzten sich fundiert mit dem Thema Euthanasie auseinander.

Während Leiter und Simma sich einig waren, dass ein menschenwürdiges Sterben mit einer aktiven Sterbehilfe unvereinbar ist, plädierte Wehrli aus der Schweiz für einen "schönen Tod mittels Freitodbegleiter". Auch wenn er den Vorwurf zurückwies, dass seine Vereinigung EXIT eine "Tötungsorganisation" sei; Wehrli: "Wir sorgen nur dafür, dass der Patient das Medikament zum Sterben bekommt. Wir greifen nicht in seine Selbstbestimmung ein." Karin Leiter betonte dagegen in ihrer Stellungnahme: "Wenn ich das Recht auf den Tod einfordere, dann muss ich das Recht auf Leben aufheben." Caritas-Seelsorger Simma unterstrich, dass man als Christ das Leben Gott verdanke, und damit die Freiheit nie eine Absolute sei. Denn wie man aus der Erfahrung etwa in Holland wisse, äußern höchstens 20 Prozent der Menschen den Wunsch nach Sterbehilfe, weil sie die Schmerzen nicht mehr ertragen wollen. Die meisten wünschen den Tod aus Angst vor Abhängigkeit herbei.

Gemeinsam war allen Diskussionsteilnehmern das Statement: "Alle Menschen haben ein Recht, in Würde möglichst schmerzfrei zu sterben." Für Elmar Simma bedeutet das jedoch, das Leben nicht unnötig zu verlängern und aber auch nicht absichtlich zu verkürzen. Dabei sei die Intention des Arztes entscheidend. Gibt er dem Patienten eine Tötungsspritze oder gibt er ihm ein stärkeres Schmerzmittel, dass das Sterben beschleunigt hat. Das ist eine ethische Frage. Auch Frau Leiter mahnte zu bedenken, dass der Anfang des "Frei-zu-töten", die Werte einer Gesellschaft grundlegend in Frage stelle.

Das emotionale Schlusswort von Karin Leiter berührte viele Zuhörer: "Auch das Sterben hat seine Zeit und jeder Missbrauch ist Mord. Ich kann damit einfach nicht leben, dass wir sagen, stoßen wir durch die Tür. Das Leben ist zu kostbar, um es zu vergeuden."

Der Autor, ehemaliger Pressereferent der Diözese Feldkirch, ist Kommunikationsberater.

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