Auf den Spuren der Bibel

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Jesus wurde "in Jordanien" getauft, Mose erstieg hier den Berg Nebo - und auch der Prophet Elija stammt aus der Region östlich des Jordan.

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Jesus wurde "in Jordanien" getauft, Mose erstieg hier den Berg Nebo - und auch der Prophet Elija stammt aus der Region östlich des Jordan.

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Die Politik berührt auch das Pilgern zu den Urstätten des Christentums: Der Jordan, der Fluss der Bibel, trennt heute Jordanien vom israelisch besetzten Westjordanland. In Bethanien, östlich des Jordan, wurde Jesus getauft. So weiß es das Johannesevangelium. Heute ist der Fluss dort ein vielleicht zehn Meter breites langsam fließendes Gewässer, das zwei politische und militärische Welten trennt. Drüben lümmelt am Ufer der israelische Soldat mit einer Uzi, daneben steigen Pilger in Erinnerung ans Taufgeschehen ins Wasser. Hüben passt ein jordanischer Militär, gleichfalls mit einer MP bewaffnet, auf, und auch hier tauchen Pilger in weißen Gewändern ins schlammige Wasser. Früher befand sich der Lauf des Jordan weiter östlich, darum liegt die traditionelle Taufstelle Jesu im Trockenen und vor allem: in Jordanien. Man ist stolz, dass zwei Päpste - Johannes Paul II. 2000 und Benedikt XVI. 2009 - diese Stelle quasi kirchenamtlich beglaubigt haben: Jordanien ist für Pilger auf den Spuren der Bibel ein Land der Wahl.

Südöstlich von Bethanien liegt der Berg Nebo, von dem aus Mose aufs Gelobte Land blickte, das er selber, so das Buch Exodus, ja nie betreten hat. Auch diese heilige Stätte, seit bald einem Jahrhundert von Franziskanern betreut, wurde von den genannten Päpsten auf ihren Pilgerfahrten aufgesucht. Byzantinische und frühchristliche Mosaike sind hier wie an vielen Orten zu sehen. In der in den biblischen Büchern Numeri und Josua genannten Stadt Madaba findet sich in der griechisch-orthodoxen Georgskirche ein Mosaik aus dem 6. Jahrhundert, das die älteste Landkarte des Heiligen Landes darstellt. Bis vor wenigen Jahrzehnten war diese Stadt mehrheitlich christlich, heute ist sie eine muslimische Gemeinde, die Christen sind zur Minderheit geworden.

Auch bei den Ausgrabungen von Jerash, dem biblischen Gerasa, finden sich byzantinische Sakralbauten. Bekannt ist Jerash aber als griechisch-römische Ruinenstadt, als "Pompeji des Nahen Ostens", wobei diese Zuschreibung die Größe und heute noch erahnbare Pracht kaum zur Geltung bringt. Wer in Jordanien war, und Jerash nicht gesehen hat, hat Wesentliches versäumt.

Die Besucher bleiben aus ...

Erst recht gilt das für Petra, die antike Kulturstätte südlich des Toten Meeres: Die alte Stadt, zwischen dem zweiten vor-und dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert das Zentrum des Nabatäerreiches, ist ein weltweit einzigartiges Kulturdenkmal. Gerade hier wird offenbar, das die politischen Wirren in der Region auch auf den Besuch der Kulturschätze zurückschlagen, obwohl es keinerlei Reisebeeinträchtigungen oder Sicherheitsprobleme gibt. Doch die meisten der Fremdenführer in Petra sind arbeitslos.

Früher kamen in der Hochsaison täglich bis zu 6500 Besucher in die antike Felsenstadt, erzählt der Führer, 2013 sei schon wieder ein "gutes" Jahr -mit gerade 1500 Besuchern an den Spitzentagen. Und man sieht die zahlreichen Anbieter von Pferdekutschen, Esel-, Maultier-und Kameltouren in Petra selber auf den Tieren herumreiten, damit diese zumindest in Bewegung sind.

Der Krieg in Syrien und die Krise in Ägypten setzen dem jordanischen Fremdenverkehr zu wie nie zuvor: Vielfach wurden Packages in Kombination mit Damaskus oder ägyptischen Kulturorten angeboten, die nun aufgrund der politischen Ereignisse aus den Katalogen der Reiseveranstalter verschwunden sind. Und obwohl so viel hier an kulturellem und religiösem Erbe auf Schritt und Tritt zu entdecken ist, kämpft Jordanien um seine Gäste, die es bitter notwendig hat. Manches an der touristischen Krise ist wohl auch hausgemacht, aber man hört von Umdenken und dass es gilt, die Preise neu zu gestalten und das Angebot besonders auf die Stätten des Heiligen Landes zu fokussieren. Ob das so schnell zu Erfolgen führt?

Als die österreichischen Journalisten in Tall Mar Elias eintreffen, einer Anhöhe, die mit Tischbe, der Heimat des Propheten Elija identifiziert wird, und wo eine eindrucks-volle byzantinische Kirche ausgegraben wurde, empfängt sie der dort stationierte Touristenpolizist mit den Worten: "Endlich kommen wieder Besucher vorbei!"

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