"Auf euch kommt es an!"

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Der Wiener Weihbischof helmut krätzl war zu Gast beim Forum Sacré CSur und stellte sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums.

Der letzte Abend der vom Wiener Gymnasium Sacré CSur gemeinsam mit der Furche gestalteten Reihe "Forum Sacré CSur" stand traditionell imm Zeichen von "Compassion": Die Schülerinnen und Schüler arbeiten zwei Wochen lang in verschiedenen Sozialeinrichtungen mit; ihre Erfahrungen und Erlebnisse wurden an diesem Abend multimedial präsentiert und dokumentiert. Zu Gast war dabei der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, der den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort stand. Auszüge aus diesem Gespräch geben wir hier wieder.

Herr Bischof, durch die österreichische EU-Präsidentschaft sind uns europäische Themen wieder näher gerückt. Was kann die Kirche zu diesem Europa beitragen?

Helmut Krätzl: Wir fragen nicht zu Unrecht, was aus diesem gemeinsamen Europa werden wird; wir fragen uns, wie gemeinsam Europa überhaupt werden wird und ob es künftig nur noch von der Wirtschaft getrieben werden oder eine Seele bekommen wird, wie auch immer diese Seele ausschauen mag. Sie erinnern sich noch an den großen Diskurs, ob in der Verfassung etwas von den Wurzeln Europas stehen oder gar der Gottesname dort erwähnt werden soll. Und Sie erinnern sich, wie heftig die Diskussionen aus verschiedenen Gründen geführt wurden. Es hat ja damals eine regelrechte Kampagne gegen den Monotheismus gegeben, weil man fürchtet, dass unter dem Deckmantel der Religion auch wieder Machtkämpfe ausgefochten werden und verschiedene Religionen unter Berufung auf ihren Gott Dinge einbringen, die vielleicht für andere Zwänge bedeuten.

Was ist Ihre Meinung dazu?

Krätzl: Ich sage: Ob Europa christlich sein wird oder nicht, hängt nicht davon ab, ob das in der Verfassung steht - obwohl ich mir eine entsprechende Bezugnahme wünschen würde - sondern ob die Christen ihren Beitrag dafür leisten. Wobei ich unter christlich verstehe, die Lehre und das Beispiel Jesu Christi einzubringen in dieses Völkergebilde und in diese moderne Zeit mit ihren vielen großen Problemen.

Mich hat die erste Enzyklika des Papstes sehr beeindruckt: weil sie im Stil hervorragend ist, theologisch anders ist, mit der Bibel anders umgeht als frühere Enzykliken, und vor allem weil sie so weltnah ist. Der Papst sagt, die Kirche hat nicht die Aufgabe einer politischen Tätigkeit, sondern es ist die Aufgabe des Staates für Gerechtigkeit zu sorgen. Aber was ist Gerechtigkeit? Gerechtigkeit ist eine Sache der praktischen Vernunft. Aber das, was der Staat an Gerechtigkeit zu tun hat, braucht auch einen "Unterboden". Die Politik kann im Letzten nur das durchführen, was einen Resonanzboden in der Gesellschaft hat.

Ich glaube, dieser Aufruf ist ganz wichtig - dass die Christen mitwirken an einer Gesinnungsänderung einer Gesellschaft, die überhaupt erst ermöglicht, dass dieses Europa sozialer, solidarischer wird.

Was kann hier die Schule beitragen?

Krätzl: Die Kirche hat nicht nur den Auftrag Jesu Christi, sondern sie hat auch hervorragende Instrumentarien dafür: Wenn ich hier an die katholischen Schulen denke - gerade die Orden sind europaweit und weltweit vernetzt, und da haben die katholischen Schulen eben die Gelegenheit, in einer besonderen Weise über Welt und Weltverantwortung zu sprechen. Das ist meine Vision - und da möchte ich auch auf das Sozialprojekt "Compassion" zurückkommen: Ich freue mich, dass diese Schule das macht, dass sie mit einer solchen Begeisterung mitgemacht hat, und dass wir noch viel von so einer Jugend zu erwarten haben. Und wie wir hören, haben die jungen Menschen auch selber so viel dabei gelernt. Auf euch kommt es an!

Man muss den Kindern Mut zum Leben zu machen. Man muss lernen Ja zum Leben mit seinen eigenen Begabungen zu sagen. Das ist gar nicht so einfach. Und es ist notwendig, dass man lernt auch anderen Leuten dieses Gefühl zu geben, die von der Natur benachteiligt sind. Durch die Erziehung können wir Jugendliche dort hinführen und ihre Begabungen zur Entfaltung bringen. Deswegen finde ich diese Sozialprojekte sehr gut, und ich bin der Meinung, dass viele Schulen solche Projekte machen sollten. Es geht letztlich um den Mut zum eigenen Leben, gewisse Begabungen erkennen und entfalten zu können - im Einsatz für andere.

Die Fragen stellten Stephanie Deitzer, Anna Gamlich, Sophie Gnesda und Ana Popovic (7B).

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