Auskunftsfähig Christ sein

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Österreichs Bischöfe zu den Pfarrgemeinderatswahlen, zum Respekt vor dem Heiligen, zum Religionsunterricht, der "konturierter" werden soll.

An den Mitte März österreichweit abgehaltenen Pfarrgemeinderatswahlen haben 1,11 Millionen Katholiken teilgenommen. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 22,7 Prozent. Bei der letzten Wahl im Jahre 1997 hatten noch 24,2 Prozent der Katholiken von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Spitzenreiter bei der Wahlbeteiligung ist mit 40,9 Prozent auch 2002 wieder die Diözese Eisenstadt, gefolgt von St. Pölten (29,1 Prozent) und Graz (29 Prozent). Am wenigsten nahmen die Wiener Katholiken (13,8 Prozent) an der Wahl teil, auch im Westen Österreichs (Feldkirch: 17,0 Prozent; Innsbruck: 17,7 Prozent) lag war das Wahlengagement unterdurchschnittlich.

Die Wahlbeteiligung an den Pfarrgemeinderatswahlen war dennoch um ein Viertel höher als die Zahl der an den so genannten "Zählsonntagen" ermittelten Gottesdienstbesucher. Insgesamt hatten sich diesmal 40.000 Kandidatinnen und Kandidaten der Wahl für die insgesamt 28.802 Pfarrgemeinderatsmandate gestellt.

Der Trend der letzten Jahre zu mehr Frauen im Pfarrgemeinderat setzte sich sich auch diesmal fort: Erstmals wurden insgesamt mehr Frauen als Männer in die Pfarrgemeinderäte gewählt, das österreichweite Ergebnis gilt auch für die meisten Diözesen, nur in Linz und Gurk-Klagenfurt liegt der Frauenanteil noch knapp unter 50 Prozent.

Bischofserklärungen

Das Gesamtergebis der Pfarrgemeinderatswahlen 2002 wurde vergangenen Freitag vom Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, in Wien bekannt gegeben. Die Bischöfe waren zuvor in Vorarlberg zu ihrer Frühjahrstagung zusammengetroffen.

Dabei schlossen sich die Bischöfe der Kritik ihres Vorsitzenden zum jüngsten Buch des Karikaturisten Gerhard Haderer an: In einer Erklärung rief die Bischofskonferenz - ohne den konkreten Anlassfall zu nennen - zum "Respekt vor dem Heiligen" auf. Die Bischöfe wüssten sich eins mit den vielen Menschen, "die nicht akzeptieren wollen, dass der Glaube an Jesus Christus ... lächerlich gemacht wird". Selbstverständlich, so die Erklärung, hätten sich auch Religionsgemeinschaften der öffentlichen Kritik zu stellen; aber das könne "kein Freibrief für eine permanente Verächtlichmachung des Christentums" sein. Zu Fragen, ob seine Reaktion auf das Haderer-Buch nicht ein zu starkes Geschütz gewesen sei, replizierte Schönborn bei der Pressekonferenz in Wien, er sehe weit und breit kein starkes Geschütz, wenn er dazu einen Gastkommentar in einer Tageszeitung geschrieben habe. Das sei "das Mindeste, was man der Kirche in einer Demokratie zugestehen" müsse. Schönborn stellte den Vergleich an, was für Proteste es wohl gegeben hätte, hätte der Karikaturist ein ähnliches Buch über die Burgenländer veröffentlicht...

Schönborn unterstützte bei der Pressekonferenz in Wien auch den Protest der Umweltorganisation "Greenpeace" gegen die europäische Biopatentrichtlinie: Wenn entdecktes Leben mit "Erfindungen" auf eine Ebene gestellt werde, so würde das Leben "zur Ware": Das stehe vollkommen im Widerspruch zur Ehrfurcht vor der Schöpfung, die Christen, Juden und Muslime mit vielen suchenden Menschen verbinde.

Der Wiener Erzbischof berichtete auch, dass die österreichischen Bischöfe in Vorarlberg über den Religionsunterricht beraten hatten: Im Religionsunterreicht zeigten sich, so Schönborn, "wie in einem Prisma" alle großen Fragen der Gesellschaft. Der Religionsunterricht solle Menschen zu Standpunkten befähigen. Schönborn dankte ausdrücklich allen Religionslehrerinnen und -lehrern, er forderte aber, dass der Religonsunterricht der Zukunft "deutlicher konturiert" sein sowie Person und Lehre Jesu Christi in den Mittelpunkt stellen solle. Auch sei es notwendig, klarzumachen, dass das Christentum "nicht nur Weltanschauung und Morallehre ist", sondern es sei das "Kerngeschäft der Kirche und des Religionsunterrichtes", die "gute Nachricht Jesu Christi zu vermitteln".

Auf die Frage der furche, was diese Vorgaben konkret bedeuten, präzisierte Schönborn: Der Religionsunterricht müsse junge Christen "auskunftsfähig" machen auf Fragen, die in einer multikulturellen Gesellschaft über den Inhalt des Christlichen gestellt würden und sie befähigen, "den eigenen Standpunkt argumentativ" zu vertreten. Schönborn wörtlich: "Kann ein junger Christ von 15 oder 18 Jahren Fragen eines Muslimen beantworten, ob Christen an drei Götter glauben, wenn sie sich zur Dreifaltigkeit bekennen? Oder kann er klar machen, dass für ihn Jesus Christus der Sohn Gottes ist?"

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