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Ursprünglich war's ja nur ein Wahlkampfgag. Um von der Substanzlosigkeit der sonstigen Parolen abzulenken und den Absturz der SPÖ in letzter Minute abzubremsen, wurde das "Kabinett der besten Köpfe" erfunden. Derzeit könnte sich die Idee noch als Ausweg aus dem Regierungsdilemma erweisen.

Die Idee ist auch sonst nicht ohne Reiz. Sie bestätigt zum einen, daß die SPÖ keineswegs "beste Köpfe" in Regierung und Parlament geschickt hat (ein Eingeständnis, das dem Noch-Bundesgeschäftsführer eher wider Willen entschlüpft sein dürfte). Die positive Aufnahme der Idee in der Öffentlichkeit (zuletzt wurden die "besten Köpfe" von Ex-Bundespräsident Kirchschläger ins Gespräch gebracht) beweist zum anderen, daß die Ausdünnung, das Ausrinnen personeller Ressourcen in den Parteien, nicht nur in der SPÖ, nur allzu offenkundig ist. Die Vertreibung des Geistes, die Eliminierung der kritischen Köpfe hat zum gegenwärtigen Zustand der österreichischen Politik massiv beigetragen. Noch immer gibt es hierzulande mehr Intelligenz, mehr soziale Phantasie, mehr Kreativität, als das gängige Politpersonal zu offerieren hat. Wenn Parteien allerdings zu Machterhaltungsvereinen degenerieren, sind Intelligenz und Phantasie, Kreativität und Kritik nur mehr Störfaktoren.

Eine möglichst pluralistisch zusammengesetzte Regierung, die Männer und Frauen mit unterschiedlichem beruflichem und ideellem Hintergrund zusammenholt, könnte im übrigen auch das Parlament aktivieren. Statt des jahrelangen Geredes vom "koalitionsfreien Raum", der in Wirklichkeit nie stattgefunden hat, gäbe es wechselnde Mehrheiten für jedes einzelne Gesetz.

Die Suche nach den "besten Köpfen" ist keine Neuauflage von Platons Philosophenstaat, sondern das Einbekenntnis der Parteien, in wichtigen Bereichen über keine kompetenten Personen mehr zu verfügen. In Zeiten ökonomischer Umbrüche, mit allen gesellschaftlichen Verwerfungen, die daraus folgen, braucht die Politik aber Mut zu Neuem, zu strukturellen Reformen, und auch zu neuen Methoden der Personalauswahl.

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