Kirche beten - © Foto: Pixabay

Beten entdecken: Für alle, die Trost suchen

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Viele haben das Beten verlernt. Und benötigen dieses "Sprechen" mehr denn je. Bücher, die helfen, das Gebet wieder zu entdecken.

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Viele haben das Beten verlernt. Und benötigen dieses "Sprechen" mehr denn je. Bücher, die helfen, das Gebet wieder zu entdecken.

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Atemholen der Seele - so benennt der Untertitel des eben erschienenen Jahrbuchs der Diözese Gurk das dort ausgefaltete Thema "Beten", das längst nicht nur für die Kärntner Katholikinnen und Katholiken wieder in die Aufmerksamkeit geholt werden soll. Kardinal Christoph Schönborn hat für die Erzdiözese Wien soeben ein ganzes "Jahr des Betens" ausgerufen (www.einfachbeten.at). Und eine Initiative der Ordensgemeinschaften im "Jahr der Orden" 2015 lautet: "Sie bitten, wir beten" - Menschen, die es möchten, können ihre Bitten, Sorgen, Nöte an Ordensgemeinschaften übermitteln, die dies dann in ihr Gebet einschließen (www.jahrderorden.at).

Die Schule der biblischen Dichter

Das oben angesprochene Jahrbuch der Diözese Gurk versammelt in gewohnter Qualität exemplarisch eine Reihe von Beiträgen über das Beten und das Gebet: "Das regelmäßige Innehalten am Tag, verbunden mit dem Aufblick zu Gott, ist seit alters her ein christlicher Brauch", schreibt da der Leiter des Hildesheimer "Instituts für Liturgie- und Alltagskultur", Guido Fuchs. Neben vielen anderen bedenkenswerten Auseinandersetzungen zeigt die Leiterin des Wiener Kardinal-König-Archivs, Annemarie Fenzl, auf, wie sehr Kardinal König, der große intellektuelle Kirchenmann, aufs Beten gesetzt hat: "Wer nicht betet, hat keine Religion", zitiert Fenzl ihren "Chef", dessen Büroleiterin sie bis zu seinem Tod war.

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Auch andere aktuelle Bücher thematisieren das Beten - vielleicht auch ein Hinweis darauf, wie sehr in der Unrast der Tage und der Sprachlosigkeit der Gegenwart dieses Innehalten und Reden notwendig geblieben ist. Ausgangspunkt dabei ist die Schrift, das Beten der biblischen Dichter, das im Loben, Bitten und Klagen der Psalmen kulminiert und sich bis zum heutigen Tag als treffliche Gebets-Unterweisung entpuppt.

Huub Oosterhuis, mittlerweile 81-jähriger Erneuerer der Gebetsund Liturgiesprache aus den Niederlanden, betont immer wieder, bei den Dichtern der Schrift in die Schule gegangen zu sein. Nun ist auf Deutsch seine poetische Nachdichtung des kompletten Psalters erschienen: Hörst du mich? / Für mich kein anderer als du. / Bei dir allein bin ich sicher. So beginnt Oosterhuis "seinen" Psalm 16 - Worte wie diese sind nachzulesen und nachzusprechen. Und nichts ist ihnen hinzuzufügen.

Auch ein anderer Altvorderer, Karl Rahner (1904-84), war ein Beter und Bet-Kundiger: Andreas R. Batlogg, Leiter des Rahner-Archivs, und Peter Suchla haben Rahners Predigt "Das Gebet der Not", die ins Jahr 1949 datiert, neu herausgebracht und mit einem ausführlichen Nachwort versehen. Heute noch klingt Rahners "Verteidigung" des Klage- und des Bittgebetes aktuell - als ein Trost in einer Zeit, in der viele nicht minder nach Trost verlangen wie in der unmittelbaren Nachkriegsepoche. Das Büchlein stellt gleichzeitig einen Verweis dar, dass auch der große Theologe sich als ebensolcher Beter verstanden hat.

Beten ist auch eine Übungssache

Hans Schaller, Jesuit wie Karl Rahner, versucht ebenfalls eine Auseinandersetzung mit dem Bittgebet. "Verbirg nicht dein Gesicht vor mir" lautet der Titel des schmalen Bändchens, das der Schweizer Ordensmann über das "christliche Bitten und Klagen" verfasst hat. Einen Dreischritt bietet er an - vom Bitten über die Klage gelangt Schaller in seine Ausführungen zur "Antwort", die aber keine billige Einebnung der unbeantworteten (und unbeantwortbaren) Fragen des Menschen darstellt, sondern darauf hinausläuft, dass Gott ein Mittragender ist und der Mensch zu einem zweckfrei Bejahenden werden kann.

Etwas ausführlicher und vor allem: lebenspraktisch liest sich die "Kleine Bet-Lektüre" von Lukas Niederberger. Über mindestens drei Dinge redet man ungern, konstatiert dieser Autor - Geld, Sex und Beten. Der Schweizer Theologe und Erwachsenenbildner leitet seine Leserinnen und Leser an, diese Sprachscheu in Bezug aufs Gebet zu überwinden, indem er Bet-Erfahrungen, nicht zuletzt aus dem spirituellen Schatz der christlichen Tradition, hervorholt. Nicht zuletzt ist das Beten, wie so vieles im Leben auch eine Übungssache. Wer sich also in dieser Hinsicht mehr oder eingerostet erfährt, kann in den erfrischenden Zugängen und Übungen wieder ein wenig religiöse "Musikalität" gewinnen.

Büchertipps

  • Das Gebet der Not Vom Sinn des Bittgebets. Von Karl Rahner. Vorwort von Kardinal Karl Lehmann. Herder 2013.80 Seiten, kt., € 10,30
  • Beten -Atemholen der Seele Jahrbuch der Diözese Gurk 2015.100 Seiten, brosch. mit zahlr. Abb., € 10,-Bestellung: www. kath-kirche-kaernten.at
  • Psalmen Von Huub Oosterhuis. Aus dem Niederländischen von Annette Rothenberg-Joerges und Hans Keßler. Herder 2014. 320 Seiten, geb., € 23,70
  • Kleine Bet-Lektüre Eine Anleitung für Gläubige, Suchende und Zweifler. Von Lukas Niederberger. Topos Taschenbücher 2014. 160 Seiten, kt., € 10,30
  • Verbirg nicht dein Gesicht vor mir Vom christlichen Bitten und Klagen Von Hans Schaller. Topos Taschenbücher 2014. 80 Seiten, kt., € 9,20
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