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Betonung der byzantinischen Tradition

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Kardinal Lubachivsky, Primas der ukrainischkatholischen Kirche, rief jüngst angesichts vieler Konflikte die Christen der Ukraine zur Einheit auf.

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Kardinal Lubachivsky, Primas der ukrainischkatholischen Kirche, rief jüngst angesichts vieler Konflikte die Christen der Ukraine zur Einheit auf.

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Je mehr sie sich der byzantinischen Tradition annähern, desto eher werden wir uns mit ihnen verstehen", meinte der autokephale ukrainisch-orthodoxe Bischof Petrov von Lemberg im Gespräch mit der FURCHE. Mit „sie" meinte er dabei die 1991 offiziell wieder zugelassene ukrainisch-katholische Kirche. Er bezog sich dabei auf zwei Synoden der ukrainisch-katholischen Kirche 1992 und 1994, bei denen beschlossen wurde. Latinisierungen aus dem Ritus zurückzudräneen. Die Rückbe sinnung auf die byzantinische Tradition mag ökumenische Nebenmotive haben, im Vordergrund steht wohl die Betonung der Eigenständigkeit der ukrainisch-katholischen Kirche, die den Papst als Oberhaupt anerkennt, aber nach dem Ostkirchenrecht weitgehende Rechte auf Selbstbestimmung hat.

Genau in die entgegengesetzte Richtung gingen nach 1992 die Reformen in der Karpatou-kraine, jenem ethnisch bunten Landesteil, der vor 1939 slowa kisch, und während des Krieges ungarisch war. In dieser Eparchie war 1992 vorgesehen, nur noch unverheiratete Geistliche zur Priesterweihe zuzulassen und sich generell stärker an der lateinischen Litiu-gie zu orientieren. Diese Tendenz entspricht einem Wunsch im politischen Bereich auf Autonomie.

Mit der Ernennung des Nuntius der Ukraine, Erzbischof Antonio Franco, zum apostolischen Administrator ist nun wieder eine stärkere Kooperation dieser Diözese mit den anderen kathohschen Diözesen in der Ukraine zu erwarten.

GROSSE SCHWIERIGKEITEN

Die Entscheidungen im liturgischen Bereich können über die großen Schwierigkeiten, mit denen die ukrainisch-katholische Kirche im dritten Jahr nach der Wiedererrichtung kämpft, nicht hinwegtäuschen. Dies ergibt sich zum einen aus der wachsenden Armut in der Ukraine, schwerer aber wiegt der ungeheure Mangel an theologisch qualifizierten Geistlichen und Laien sowie an guter Literatur - die Verfolgung seit 1946 hat tiefgreifende Spuren hinterlassen. Um ihm abzuhelfen werden zahlreiche Seminaristen zur Ausbildung nach Italien, Kanada oder Deutschland, in Hinkunft auch nach Österreich, geschickt, mehr als die Hälfte von ihnen kommt jedoch nicht zurück.

Dagegen scheinen die Konflikte mit den orthodoxen Kirchen allmählich an Schärfe zu verlieren, wenngleich noch immer um Kirchen in einzelnen Dörfern gestritten wird.

Der ukrainisch-katholischen Kirche, deren Oberhaupt der jüngst zur Versöhnung mahnende Kardinal My-roslav Ivan Lubachivsky ist, gehören nach eigenen Angaben derzeit etwa fünf Millionen Gläubige, vorwiegend im Westen der Ukraine, an. Fast eine Million lebt in der Diaspora.

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